Kommentar zur Kooperation in der EU und der Nato Unsichtbarer Feind

Meinung | Brüssel · Die Militärmaschinen der EU- und Nato-Mitgliedstaaten sind in der Luft und unterstützen besonders betroffene Länder in der Corona-Krise. Auch wenn anfänglich Fehler gemacht wurden – es wird Zeit, das Gerede über das unsolidarische Europa einzustellen, kommentiert unser Autor.

 In der Corona-Krise sind unzählige Länder auf Hilfe angewiesen.

In der Corona-Krise sind unzählige Länder auf Hilfe angewiesen.

Foto: ZB/Matthias Bein

Auch wenn anfänglich Fehler gemacht wurden – es wird Zeit, das Gerede über das unsolidarische Europa einzustellen. Nach einigen Tagen lief die gegenseitige Hilfe an. Inzwischen sind die Militärmaschinen der EU- und Nato-Mitgliedstaaten in der Luft und bringen Patienten aus den Hochrisiko-Gebieten in Krankenhäuser anderer Länder, wenn die eigenen Kliniken überlastet sind. Es ist gut zu sehen, dass die Bürger die Unterstützung von außen hautnah erleben können. Dennoch könnte manches effizienter werden.

Es macht keinen Sinn, dass sich die Beschaffungsämter der nationalen Armeen, der Nato, der Regierungen und der Europäische Kommission gegenseitig die knappen Vorräte an Schutzausrüstungen und medizinischen Geräten wegkaufen. Und sicher ist auch der Zeitpunkt gekommen, über eine EU-weite Koordination der Intensivbetten zu reden – die Kliniken und Hospitäler des Militärs eingeschlossen. Dass jede Regierung zuerst an Kapazitäten für die eigene Bevölkerung denkt, ist nicht verwerflich. Dass noch mehr Angebote für schwerkranke Patienten aus unmittelbaren Nachbarländern bereitgestellt werden könnten, steht aber auch fest.

Für die Nato geht es darüber hinaus um die Sicherung ihrer ureigenen Aufgaben. Man ist Verpflichtungen gegenüber Partnern eingegangen – von Trainingsmissionen für inländische Sicherheitskräfte im Irak oder in Afghanistan bis zur Frage, wie Sicherheit und Gefahrenabwehr der eigenen Mitglieder aufrechterhalten werden kann. Diese Frage stellt sich umso dringender, da einige Mitgliedstaaten ihre Kräfte derzeit im Inland binden. In einem wie auch immer gearteten Ernstfall hätte die Allianz derzeit wohl größte Probleme, die notwendigen Truppen zusammenzubekommen. Das kann und darf nicht sein.

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