Kommentar zum Ifo-Geschäftsklima Unternehmen blicken sorgenvoll in die Zukunft
Meinung | Frankfurt · Die drohende Gasknappheit und hohen Energiepreise könnten die Wirtschaft abwürgen, weil viele Verbraucher wegen der hohen Heizkosten den Gürtel enger schnallen müssen. Das bereitet den Unternehmen große Sorgen. Aber es gibt einen Lichtblick, meint unsere Autorin.
Eine Überraschung war es nicht, dass sich die Stimmung in der Industrie in den vergangenen Wochen eingetrübt hat, allenfalls, dass es nicht schlimmer gekommen ist. Doch ist die aktuelle Lage noch nicht so besorgniserregend: Die Auftragsbücher der Unternehmen sind noch voll, sie können sie allerdings wegen der Lieferprobleme nicht so schnell abarbeiten wie das wünschenswert wäre. Doch der Blick in die Zukunft macht den Unternehmen große Sorgen. Und das liegt vor allem an der drohenden Gasknappheit und den hohen Energiepreisen. Die könnten die Wirtschaft abwürgen, auch deshalb, weil viele Verbraucher wegen der hohen Heizkosten dann den Gürtel enger schnallen müssen. Der private Konsum aber ist ein wichtiges Standbein der Konjunktur. Wenn der einbricht, leidet die gesamte Wirtschaft.
Ein wenig wird das trübe Bild aufgehellt von der Gewissheit, dass die wahrscheinliche Abkühlung der Konjunktur nicht mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit verbunden sein wird. Denn das haben der Staat und die meisten Unternehmen in den vergangenen Krisen gelernt: Sie trennen sich nicht vorschnell von ihren Mitarbeitern. Wohin das führen kann, ist derzeit in der Luftfahrt zu beobachten. Dass etwa die Lufthansa Flüge streichen muss, hat sie sich zum Teil selbst zuzuschreiben, weil sie in der Coronakrise zu viele Beschäftigte entlassen hat. Massenarbeitslosigkeit also wird es nicht geben. Aber das Geld, das die Beschäftigten nach Hause tragen, wird nicht mehr für all das reichen, was man sich lange Jahre leisten konnte. Deshalb ist auch klar: Auch wenn die Wirtschaft zunächst leidet, muss doch die Inflation mit höheren Zinsen bekämpft werden. Denn sonst leiden vor allem die sozial Schwächsten.