Kommentar Unterrichtsausfall in NRW - Zweifelhafte Zahlen

Wenn CDU und FDP im nordrhein-westfälischen Landtag die Landesregierung auffordern, Zahlen zum Unterrichtsausfall vorzulegen, dann ist das aus ihrer Sicht verständlich.

Schließlich bieten solche Statistiken der jeweiligen Opposition die Chance, der Regierung Versagen, zumindest aber nachlässige Politik vorzuhalten. Doch so einfach ist es nicht.

Um zu erheben, wie viel Unterricht ausfällt, müsste klar definiert werden, was darunter zu verstehen ist. Gelten etwa die zwei Biostunden als ausgefallen, wenn die Kinder stattdessen ein Theaterstück einüben? Wird die Mathestunde als erteilt gewertet, wenn diese von der Englischlehrerin gegeben wird, die in dieser Zeit mit ihrem Stoff weiter macht?

Gilt die Lateinstunde als ausgefallen, wenn der Lehrer wegen einer wichtigen Besprechung erst in den letzten 15 Minuten der Stunde kommt, den Schülern zuvor aber schon ein Aufgabenblatt zur Bearbeitung gegeben hatte? Und was ist mit Ausflügen ins Museum oder ins Stadtarchiv, wenn in dieser Zeit eigentlich Physik, Chemie oder Sport stattgefunden hätte?

All das zeigt: Eine Unterrichtsausfallstatistik kann mit den bislang angewendeten Methoden kein genaues Bild bieten. Das war unter Schwarz-Gelb in NRW schon nicht anders. Damals legte der Landesrechnungshof weit höhere Zahlen vor als die Landesregierung. Es müssen also Statistiken her, über deren Erhebung sich alle Beteiligten einig sind. Eine politische Debatte über zweifelhafte Zahlen hilft nämlich niemandem weiter.

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