Kommentar zu von der Leyens Auftritt in Davos Mehr Mut

Meinung | Davos · Ursula von der Leyen setzte am Mittwoch gekonnt ihren europäischen Konter auf eine völlig verfehlte Rede des US-Präsidenten, der beim Weltwirtschaftsforum in Davos an den Herausforderungen dieser Erde gezielt vorbei sprach.

 Auf Augenhöhe mit Trump: Ursula von der Leyen und der US-Präsident in Davos.

Auf Augenhöhe mit Trump: Ursula von der Leyen und der US-Präsident in Davos.

Foto: dpa/Evan Vucci

Sollte Trump der Rede der neuen EU-Kommissionspräsidentin zugehört haben, wäre er im 21. Jahrhundert aufgewacht. Mit all seinen Herausforderungen, Gefahren und Chancen. Doch Trumps Ignoranz ist beharrlich.

Von der Leyen dagegen machte deutlich, dass Europa nicht in bilateralen Partnerschaften, sondern in multilateralen Netzwerken die Herausforderungen dieser Zeit angehen und meistern will – wo nötig auch militärisch, aber eben nicht nur. Gegen Trumps „America first“ betonte von der Leyen ein vereintes Europa, das das derzeit größte Menschheitsthema Klimawandel anerkennt und bis 2050 beim Kohlendioxidausstoß möglichst klimaneutral sein will. Die Kommissionschefin belegt mit ihrem Auftritt, dass sie es mit dem angekündigten „Green Deal“ in Europa ernst meint. 

Wo Trump Europa weiter mit Strafzöllen etwa auf Autos droht, propagiert von der Leyen weltweite Zusammenarbeit. „Wir gegen die“ – das funktioniert nicht. In den globalisierten und stark vernetzten Volkswirtschaften  kann egozentrischer Nationalismus nur in die nächste Krise führen.

Nur Trump will das nicht begreifen. Europa muss in diesen unübersichtlichen Zeiten von Wandel und neuer (Welt-)Unordnung seinen eigenen Weg gehen. Auf diesen US-Präsidenten kann es nicht bauen. Von der Leyen hat dies erkannt. Europa braucht dafür Mut zu mehr Eigenständigkeit. Das ist allemal besser, als abhängiger Juniorpartner eines irrlichternden US-Präsidenten zu sein.

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