Kommentar US-Außenpolitik - Rückbesinnung

Heute Diplomaten zu entsenden kommt billiger, als morgen Soldaten zu stationieren." Der Kernsatz aus John Kerrys erster Rede als Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika klingt wohltuend.

Zehn Jahre nach dem herbeigelogenen Irak-Krieg der Herren Bush, Rumsfeld und Cheney, die Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen andichteten, wo nie welche waren, markiert die Botschaft jene Abneigung gegen neue militärische Abenteuer, die Obamas Regierung abseits aller Drohnen-Eskapaden unverändert auszeichnet.

Hillary Clintons Nachfolger im State Departement stellt sich damit jenen vorzugsweise im republikanischen Lager zu findenden Politikern in den Weg, die humanitäre und zivile Unterstützung als schnell versickernde Sozialhilfe für das globale Dorf verunglimpfen. Unsinn. Kerrys Haus beanspruchte 2012 rund 50 Milliarden Dollar für zivile Hilfen. Im gleichen Zeitraum stellte das Pentagon dem Steuerzahler für ein Jahr Afghanistan-Aufenthalt eine Quittung über 115 Milliarden Dollar aus.

Ein krasses Missverhältnis, das sich Amerika mit Blick auf die Finanzen und den Nachholbedarf daheim nicht länger leisten will. Kerry plädiert für einen nachhaltigen Geldeinsatz bei dem Bestreben, anderen beim Staatsaufbau zu helfen und rät zur Rückbesinnung. Elf der 15 wichtigsten Handelspartner Amerikas von heute waren einst Hilfe-Empfänger Washingtons, hat er vor kurzem in Virginia gesagt und dabei eigens den Marshallplan-Empfänger Deutschland erwähnt. Keine schlechte Botschaft, bevor Kerry heute zum Antrittsbesuch bei Angela Merkel erscheint.

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