Kommentar US-Senatoren in Berlin - So nicht!

Etwas hat sich geändert in der deutsch-amerikanischen Gefühlswelt. US-Präsident Obama ist von einer Ikone für den Kampf um Freiheits- und Bürgerrechte zu einem willenlosen Büttel der US-Geheimdienste geworden.

Dass er nicht die Größe gefunden hat, sich für eine Düpierung nicht nur der Kanzlerin, sondern des angeblich wichtigsten europäischen Partners offiziell zu entschuldigen, schwächt sein Ansehen gewaltig. Die Canossa-Reise des US-Senators Murphy ändert wenig an der erheblichen Eintrübung der deutsch-amerikanischen Beziehungen.

Der Besuch des politischen Hinterbänklers aus Washington kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es bilateral heftig kriselt. Obama mag gedacht haben, mit dem Besuch sei die Sache nach dem Motto "Geht doch" erledigt und abgehakt. Berlin blieb bei seinem kategorischen Urteil: "Das geht gar nicht."

Nun muss man politisch erwachsen genug sein, sich nicht mit Emotionen zu begnügen, sondern nach diplomatischen Auswegen zu suchen. Aber die sind nur schwer erkennbar. Mit der Hoffnung auf ein "No-Spy"-Abkommen, das die Obama-Administration ohnehin nicht als verpflichtend begreift, ist es nicht einmal annähernd getan.

Die Europäer müssen sich darüber im Klaren sein, dass die USA ihre internationalen Interessen gegenüber Europa weit rücksichtsloser als bisher vertreten werden. Washington umgarnt lieber den asiatischen Raum, weil es sich wirtschaftlich von der Region mehr verspricht. Die Spannungen sind nicht ausgeräumt.

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