Kommentar Vatikan - Klerikale Streithähne

Franziskus polarisiert. Das ist seit den ersten unkonventionellen Auftritten des Oberhaupts von 1,2 Milliarden Katholiken deutlich.

Programmatisch hat sich aber noch kaum etwas verändert, seit Franziskus Papst ist. Erst jetzt, mit dem Beginn der außerordentlichen Familiensynode am 5. Oktober steht die katholische Kirche nun auch inhaltlich am Scheideweg. Franziskus wird diesmal in der Diskussion von den klerikalen Streithähnen selbst instrumentalisiert. Er hat sich aber ganz bewusst der Debatte entzogen, um den unterschiedlichen Meinungen Raum zu geben. Der Papst hat eine Diskussion entfacht, die nun heftiger als erwartet ausgetragen wird.

Beim Streit, den vor allem die deutschen Kurienkardinäle Walter Kasper und der Präfekt der Glaubenskongregation Gerhard Ludwig Müller ausgelöst haben, geht es um viel mehr als um die diskutierte theologische Fachfrage (Können wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zugelassen werden?). Gestritten wird stellvertretend darum, ob die Kirche ihre Doktrin an die Lebensrealität vieler Katholiken anpassen soll.

Franziskus, so hat er in den 18 Monaten seines Pontifikats zu verstehen gegeben, ist für eine Öffnung. Seine Kritiker befürchten hingegen die Aufweichung der Lehre insgesamt. Die Bischofsversammlung wird nun eine erste Tendenz über den neuen Kurs der Kirche andeuten. Rasche oder gar revolutionäre Änderungen, wie sie viele Katholiken in Deutschland erhoffen, sind allerdings nicht zu erwarten.

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