Kommentar Verbot hilft allen

Verbote erzeugen Trotz, willkürliche Autorität provoziert Aggressivität: Das wissen wir nicht erst seit Trotzphasen und Pubertätsauswüchsen im heimischen Kinderzimmer.

Auch im Erwachsenenalter reagieren wir empfindlich auf Gängelungen, Verordnungen oder Gesetze, deren Sinnhaftigkeit sich nicht auf den ersten Blick offenbart.

Vorrangig betrachtet war das Alkoholkonsumverbot im Bonner Loch solch eine Entscheidung. Weshalb sollte man diejenigen, die eh schon am Rande der Gesellschaft leben, vertreiben? Im Bonner Loch hatten sie doch wenigstens einen halbwegs warmen und wettergeschützten Platz.

Heute wissen wir, dass diese "Vertreibung" einen durchweg positiven Aspekt hat. Ein Großteil der Szene trifft sich jetzt an der Passage zur U-Bahn - einem kleinen, überschaubaren Platz. Dadurch lässt sich die Gruppe nicht nur leichter beobachten. Viel wichtiger ist, dass nun auch die Sozialarbeiter wissen, wo sie diejenigen finden, die dringend Hilfe brauchen. Süchtige, Obdachlose oder Gestrandete können dadurch viel gezielter angesprochen und in entsprechende Hilfseinrichtungen vermittelt werden. Das allein ist schon Grund genug, das Alkoholkonsumverbot im Bonner Loch über den 30. Juni hinaus zu verlängern.

Positiver Nebeneffekt am Rande: Mit der Wache "Gabi" und der häufigen Präsenz der Ordnungsbehörden fühlen sich auch immer weniger Bonner durch die Szene belästigt. Das bestätigt die Polizei.

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