Kommentar zum Energie-Label Verdunkelungsgefahr

Die Aufkleber auf den elektrischen Geräten sind überholt. Das ist nun keine aufwühlende Erkenntnis. Ärgerlich aber ist die Gewissheit, dass die genannten Werte zwar nicht gelogen sind, aber doch mit dem Alltag des Kunden nur wenig zu tun haben.

Das ist vor allem deswegen bitter, weil die EU-Kommission mit ihrer Kampagne für die Labels zu Recht die Hoffnung verband, den Verbraucher an der Klimaschutz-Politik der Gemeinschaft beteiligen zu können. Doch es besteht Verdunklungsgefahr, weil die gemessenen Werte im Labor nur wenig mit dem Leben der Bürger zu tun haben.

Parallelen zum Abgasskandal mögen naheliegen, aber die Sachlage scheint doch anders zu sein: Denn hier wird nicht geschummelt, die vorgegebenen Normen lassen Ungenauigkeiten zu, die nur ärgerlich sind. Deshalb sollte Brüssel schleunigst mit einem vernünftigen Vorschlag die Defizite beseitigen. Bisher genießen die Energieeffizienz-Labels nämlich eine hohe Glaubwürdigkeit und haben Einfluss auf die Kaufentscheidung. Wenn dieser Vertrauensvorschuss erst einmal verspielt ist, wird es sehr lange dauern, bis der Kunde wieder glaubt, was der Hersteller ihm verspricht.

Wenn der Kunde nun erfahren muss, dass er auf den amtlich erscheinenden Aufklebern stets nur Halbwahrheiten präsentiert bekommt, verliert auch Brüssels Engagement für Klimaschutz an Glaubwürdigkeit. Die Öko-Design-Richtlinie ist ein Kernstück der europäischen Umwelt- und Klimaschutz-Bemühungen. Um aber auch etwas bewirken zu können, müssen die Angaben realistisch und verlässlich sein.

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