Nachrichten aus der Steinzeit Vodafone schaltet die MMS ab
Meinung · Vodafone nimmt nach 21 Jahren die MMS aus dem Programm. Die MMS war nie so populär wie die SMS, um nicht zu sagen: Sie war praktisch unbedeutend. Sie kann weg, meint unser Autor.
Als kürzlich die letzten guten alten Münzfernsprecher außer Dienst gestellt wurden und ins Kommunikationsmuseum wanderten, grämten sich nur wenige Nostalgiker. Smartphone-Nutzer schüttelten ohnehin ihren Kopf über dieses Tele-Fossil. Etwas mehr Aufruhr gab es, als gerade das letzte Telegramm zugestellt wurde – eine Erfindung aus dem 19. Jahrhundert. Das hatte noch Stil. Am 31. Dezember – dem letzten Tag vor dem Aus – wurden in der Bundesrepublik 3228 Telegramme verschickt. Zum Vergleich: In den Vorjahren waren es zwischen 200 und 300 Telegramme pro Monat. Zeichen einer medialen Umbruchzeit. Wenn jetzt Vodafone nach 21 Jahren am 17. Januar die MMS („Multimedia Messaging Service“) aus dem Programm nimmt und damit den Vorreiter für andere Anbieter spielt – Telekom und O2 wollen noch bis Ende 2023 daran festhalten –, ist das Echo verglichen mit Telefonzelle und Telegramm gleich null.
Die MMS war nie so populär wie die SMS, um nicht zu sagen: Sie war praktisch unbedeutend. In der Hochphase der MMS kamen bei Vodafone 110 SMS auf eine MMS. Per MMS konnte man – höchstens 300 Kilobyte – Fotos , Texte und Videos übermitteln. Whatsapp, Threema oder die RCS-Technologie haben der MMS längst den Rang abgelaufen. Inzwischen ist die Nutzung um 96 Prozent zurückgegangen. Kein Wunder: kleines Bild, verpixelt, auf dem winzigen Display des Tastenhandys, ein Hauch von Nintendo-Spiel, Emojis in weiter Ferne. So war das damals. Bei der Einführung des MMS-Dienstes 2002 sprach man noch von einer Revolution. Die zerbröselte, als 2007 das erste iPhone auf den Markt kam, gefolgt von Smartphones mit Apps, Internetzugang, toller Kamera, Super-Grafik. Da sah die teure MMS – 39 Cent pro Stück – schnell sehr alt aus. Das kann weg.