Kommentar Vor den Olympischen Spielen in Sotschi - Nadelstiche für Putin
An Ereignissen des Weltsports schätzen alle austragenden Staaten den Glanz und das Prestige, die Olympische Spiele oder Fußballweltmeisterschaften transportieren: Seht her, wir sind exzellente Gastgeber, können die Mammutaufgabe bewältigen und präsentieren uns von unserer süßesten Schokoladenseite!
Diktaturen wie China und Katar oder Semi-Demokratien wie Wladimir Putins Russland verbinden mit den Sportfesten noch ein anderes Ziel: die Legitimation der eigenen Herrschaft nach außen und innen.
Deshalb sind Absagen europäischer Spitzenpolitiker wie von Bundespräsident Joachim Gauck oder des französischen Staatschefs François Hollande schmerzhafte Nadelstiche für einen vom Schlage Putins. US-Präsident Obama schickt in seiner Delegation zwei offen lesbisch lebende Frauen zu den Spielen - mehr als eine kleine Gemeinheit. Ein deutlicheres Signal, was er von Putins homophober Politik hält, ist schwerlich denkbar.
Olympia- und WM-Gastgeber liegen in der Vorbereitungszeit und während der Sportfeste unter dem Brennglas der Weltöffentlichkeit. Kritische Berichte zu unterdrücken wird im Zeitalter grenzenloser Kommunikation immer schwieriger, Transparenz immer möglicher - genau das, was Diktatoren am meisten fürchten.
Man kann die Politisierung des Sports bedauern. Aber wenn Diktatoren Sportfeste als Bühne medialer Selbstinszenierung missbrauchen, warum sollten ihre Gegner nicht die Chance nutzen und Unrecht und Menschenrechtsverletzungen beim Namen nennen?