Vor der Afghanistan-Konferenz in Bonn: Zweckoptimismus

Veranstalter einer internationalen Konferenz, auch Gastgeber natürlich, müssen Erwartungen wecken, optimistische Ausblicke eröffnen, sonst hat das Treffen keinen Sinn.

Es ist deshalb selbstverständlich, dass Afghanistan und Deutschland öffentlich weit reichende Entscheidungen von der Afghanistan-Konferenz einfordern, die am Montag für nur wenige Stunden in Bonn stattfindet. Da es aber noch nicht einmal Einigkeit über die Bewertung der bisherigen Anstrengungen im Land am Hindukusch gibt, sind die Erfolgsaussichten für "Petersberg III" gering.

2001, bei der ersten Afghanistan-Konferenz, gelang es, einen Plan für den zivilen Aufbau zu beschließen. 2002 wurde dieses Ergebnis von der internationalen Gemeinschaft bestätigt. Jetzt geht es um die Zeit nach dem Abzug der internationalen Truppen, also nach 2014. Der Eindruck verstärkt sich, dass dieser Abzug mit vielen verbalen Versprechungen garniert werden wird, damit die Realität nicht allzu offensichtlich wird. Zehn Jahre Afghanistan-Einsatz haben längst nicht die Erfolge gebracht, die vonnöten wären. Weder gibt es ein stabiles Regierungssystem noch ist der Kampf gegen den Terror gewonnen. Das ist besonders schmerzlich für die, die dafür ihr Leben riskiert haben, etwa für die deutschen Soldaten.

Das Mindeste, was man deshalb von der Bonner Konferenz erwarten muss, ist Ehrlichkeit. Ehrlichkeit in dem Bemühen, die Afghanen nach 2014 nicht ihrem Schicksal zu überlassen. Wie es in Politikerreden so gerne heißt: Es gilt das gesprochene Wort.

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