Kommentar zur Klage gegen die NRA in New York Waffenfreunde in Not
Meinung | New York · Die Generalstaatsanwältin des Bundesstaates New York Letitia James fordert die Auflösung der National Rifle Association. James traut sich etwas, kommentiert GA-Redakteur Nils Rüdel.
Letitia James traut sich etwas. Die Generalstaatsanwältin von New York legt sich mit einer der mächtigsten Lobbyorganisation der USA an, der National Rifle Association (NRA). Dass James es schaffen wird, die Organisation der Waffenfreunde zu zerschlagen, ist zwar unwahrscheinlich. Ihre Recherchen über mutmaßlichen Betrug und Veruntreuung in Millionenhöhe könnten der NRA dennoch schwer schaden.
Klar, die Organisation und ihre politischen Verbündeten vor allem bei den Republikanern tun die Ermittlungen als politisch motiviert ab, schließlich ist James Mitglied der Demokraten. Doch so einfach ist es nicht: Die Enthüllungen über das groteske Luxusleben, das sich der langjährige starke Mann Wayne LaPierre und andere Funktionäre laut Klageschrift gegönnt haben, sind geeignet, die Entfremdung zwischen der gemeinnützigen Organisation und den normalen Bürgern weiter zu verstärken.
In Umfragen verliert die NRA seit Jahren an Zustimmung selbst bei Waffenbesitzern. Die Mitgliederzahlen sind unbekannt, aber es gab Klagen über sinkende Einnahmen. Zu aggressiv das Auftreten, zu unverständlich die beinharte Opposition gegen jede kleinste Gesetzesänderung. Die immergleiche Rhetorik nach „mass shootings“ – beten für die Opfer und beteuern, nur noch mehr Waffen würden Amokläufer aufhalten – nutzt sich ab. Auch die schrillen Warnungen, bald würde ein demokratischer Präsident alle Waffen konfiszieren, wirken zunehmend lächerlich.
Und durchsichtig: Inzwischen ist die NRA eher eine Lobbyorganisation für die Waffenindustrie als für das in der Verfassung verbürgte Recht der Bürger, Waffen zu besitzen. Wenn die Klage dazu führt, dass sich noch mehr Menschen von der NRA abwenden, wäre schon viel gewonnen. Am grundsätzlichen Waffenproblem der USA ändert sie freilich nichts.