Kommentar Wahlen in Frankreich - Relativer Triumph

Wieder hat es Marine Le Pen erreicht, nach einem Urnengang im Zentrum der Analysen zu stehen, da der Front National nicht als absoluter, aber doch als relativer Gewinner gilt. Bei den Kommunalwahlen gelang die lokale Verankerung mit dem Sieg in mehreren Städten und dem Einzug in viele Gemeinderäte.

Über die Funktion als ewige Protest-Partei hinaus will die Rechtspopulistin so eine Legitimität durch Verantwortung vor Ort erhalten. Was aber nur gelingt, wenn sich die neuen Bürgermeister des Front National besser bewähren als ihre drei 1995 gewählten Vorgänger, die durch desaströse Verwaltung und kulturelles Ausbluten ihrer Gemeinden in schlechter Erinnerung geblieben sind.

Zwar muss man den Triumph für den Front National relativieren, der mangels Kandidaten überhaupt nur in sechs Prozent der 36.000 französischen Kommunen mit eigenen Listen antreten konnte. Ins Auge fallen hohe Ergebnisse in den traditionellen Hochburgen und ein bemerkenswerter Anstieg in bisher für ihn unzugänglichen Gegenden. Auf das ganze Landesgebiet übertragen handelt es sich noch nicht um einen massiven Umschwung.

Aber Le Pen schreitet voran und bringt die beiden Volksparteien in Bedrängnis, die in einem Kontext der wirtschaftlichen und sozialen Krise enttäuschen. Mit ihrer pauschalen Systemkritik gewinnt sie die Bürger, die Präsident Hollandes mut- und richtungslosen Führungsstil ablehnen. Nötig wäre eine glaubwürdige Politik, die den Menschen wieder Perspektiven bietet.

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