Kommentar Wahlen in Portugal - Musterschüler

Radikalkuren tun immer weh. Erst Recht, wenn es an den Geldbeutel geht. Im hoch verschuldeten Euro-Krisenland Portugal gingen Löhne und Renten runter, die Steuern hoch, die staatlichen Leistungen wurden mit der Axt gestutzt.

Die Portugiesen haben diese Ochsentour auf bewundernswerte Weise ertragen. Zwar murrend und mit Massenprotesten. Aber ohne die Nation ins politische Chaos abgleiten zu lassen - anderes als etwa in Griechenland.

Der harte Verzicht hat sich für Portugal gelohnt: Das südeuropäische Land konnte vor einem Jahr den Euro-Rettungsschirm verlassen. Und die Portugiesen können hoffen, dass ihre schwierige soziale Lage langsam besser wird: Die Wirtschaft wächst wieder, die Arbeitslosigkeit sinkt, der Schuldenberg wird kleiner, die ausländischen Investoren kommen zurück. Und Brüssel lobt die Portugiesen als Europas Musterschüler.

Das Problem ist, dass der Aufschwung bei den meisten Familien noch nicht ankommt. Bei durchschnittlichen Monatslöhnen von 650 Euro netto, die junge Portugiesen verdienen, kommen die meisten Menschen nicht über die Runden. Ein Heer gut ausgebildeter junger Leute wandert mangels Einkommen in die nördlichen Länder aus.

Mit der Folge, dass Portugal seine junge Generation verliert, die doch eigentlich die Zukunft darstellt. Ein Drama für diese Nation, die zudem die niedrigste Geburtenquote Europas hat. Diese Tendenz umzudrehen und der jungen Bevölkerung wieder Perspektiven zu bieten, ist eine der großen Herausforderungen für die neue Regierung Portugals.

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