Kommentar Warnstreiks im öffentlichen Dienst - Schwer vermittelbar

Erst Fluglotsen, dann Rollfeldbeschäftigte, jetzt Busfahrer, Müllwerker und Erzieherinnen - die Beschäftigten in Deutschland zeigen sich streikbereit. Die Arbeitnehmer fordern ihren Anteil am zuletzt kräftigen Wachstum der Volkswirtschaft.

Das ist nur recht und billig. Angesichts einer Inflationsrate, die in den vergangenen Jahren meist über den Tarifabschlüssen lag, gilt es, die Reallohnverluste zu stoppen. Viele Menschen können sich trotz gestiegener Einkommen weniger leisten als noch vor zehn Jahren.

Rückenwind bekommen die Beschäftigten aus der Politik und von Wirtschaftsexperten. Dabei herrscht weitgehend Übereinstimmung, dass Deutschland etwas für die Konsumbelebung tun muss. Einige Branchen und Unternehmen haben dem schon Rechnung getragen: Die Kunststoffindustrie oder die Deutsche Post beispielsweise einigten sich mit den Gewerkschaften auf Lohnerhöhungen von jeweils vier Prozent. Bei Eisen und Stahl fallen die Steigerungen mit 3,8 Prozent ähnlich hoch aus. Auch die Metaller dürfen auf mehr als drei Prozent hoffen.

Doch es gibt nach wie vor Bereiche, wo es nicht so viel zu verteilen gibt. Der öffentliche Dienst gehört dazu. Viele Kommunen sind hoffnungslos verschuldet, bei Bund und Ländern sieht es ähnlich aus. Dass öffentliches Geld so knapp ist, resultiert aber auch aus Milliardenprogrammen für Banken und Schuldenstaaten. Sollen Erzieherinnen und Busfahrer verzichten für Bankerboni und Schlamperei in Griechenland? Das ist nur schwer vermittelbar.

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