Kommentar Welt-Klimaschutz - Tanz auf dem Vulkan

Alles wächst weiter: die Weltbevölkerung, die Weltwirtschaft, der Öl- und Kohleverbrauch und damit die Treibhausgas-Freisetzungen. Die globale Erwärmung zu stoppen oder abzubremsen, wird immer schwieriger. Oder aussichtsloser?

Passiert weiter nichts und vollzieht sich der fossile Energieverbrauch ungedrosselt weiter, steuert die Erde auf eine Durchschnittstemperatur von vier bis sechs Grad Ende des 21. Jahrhunderts zu.

Eigentlich wollte die Staatengemeinschaft "gefährlichen Klimawandel" vermeiden und die Temperaturerhöhung gegenüber dem Jahr 1850 auf zwei Grad Celsius begrenzen. 17 UN-Klimagipfel haben das nicht geschafft. Es sind Veranstaltungen, bei denen nächtelang gestritten wird, stets die Zeit davon läuft und die Welt am Ende jedes Mal doch mit leeren Händen dasteht.

Manchmal, wie zuletzt in Durban Ende 2011, wird etwas als "Durchbruch" gefeiert, was dann - bei genauerem Hinsehen - alles und nichts bedeutet, aber genug, damit die Medien über etwas Fortschritt berichten können und die Naiven hoffen, dass doch etwas Kühlendes gegen die globale Erwärmung passiert - oder zumindest bald.

Tatsächlich steigt die klimaschädliche Weltemission immer stärker und widerlegt die gelegentlich aufkeimende Vorstellung, dass die internationale Diplomatie die Erdatmosphäre mit wohlfeilen Optimismus-Formeln beeinflussen könne. Doch Politik kann Physik nicht auf den Kopf stellen: Nicht Worte zählen, sondern allein Taten.

Und ob es ausreichend viele und wirkungsvolle sind, lässt sich messen. Danach steuert die Lufthülle auf einen Punkt zu, wo nur noch eine energiepolitische Vollbremsung das Klimasystem aufhält, eine zu warme Erde (für den Menschen) zu produzieren. Es sind folglich zu wenig Taten.

Dabei soll nicht unterschlagen werden, dass ein Klimagipfel durchaus eine Herkules-Aufgabe darstellt. Im Kern geht es darum, global drastisch weniger Treibhausgase freizusetzen. Doch zahlreiche Nebenkriegsschauplätze machen aus der Kernfrage einen kaum zu bewältigenden Komplex: Verteilungs- und Gerechtigkeitsfragen zwischen Industriestaaten, Schwellen- und Entwicklungsländern schwingen ebenso mit wie solche der historischen Verantwortung gegenüber künftigen Generationen und der globalen Solidarität.

Während aktuell in Bonn Delegierte aus vielen Ländern versuchen, einen Klimaschutz-Fahrplan zu entwickeln, sehen schon heute einige Inselstaaten ihrem Untergang entgegen, lassen auftauende Dauerfrostböden in der Arktis Siedlungen wegbrechen, flüchten Hunderttausende Dürregeplagte durch den Schwarzen Kontinent - und stranden in den Megacities Afrikas. Geradezu fatal ist, dass einstweilen nur der bedrohte Eisbär das Gemüt westlicher Gesellschaften bewegt.

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