Kommentar zum Antibiotikaeinsatz Weniger ist mehr

Jeder achte Patient in NRW erhält pro Jahr eine Antibiotikaverordnung. Nicht selten sind Antibiotika unersetzliche Lebensretter bei Krankheiten, die früher als unheilbar galten. Der Segen der medizinischen Wunderwaffe wird aber zunehmend durch die übertriebene Verordnung von Antibiotika gefährdet: Durch Resistenz wirkt das Mittel wirkt nicht mehr.

Oft tragen das volle Wartezimmer, die fehlende Zeit des Hausarztes und teure medizinische Alternativen wie umfangreiche Bluttests dazu bei, dass vorschnell Antibiotika verordnet werden. Der Patient ist zufrieden, weil die Erkrankung schnell, schmerz- und meist komplikationsfrei schwindet. Dass der häufige Einsatz von Antibiotika eine spätere Behandlung von bakteriellen Infektionen unmöglich machen kann, wird nicht bedacht. Dass jährlich 25 000 EU-Bürger an den Folgen einer Antibiotika-Resistenz sterben, zeigt das Ausmaß der Risiken.

Experten klagen, dass Antibiotika im schnellen Ärztealltag nicht selten ohne eindeutige Diagnose verordnet werden. Neben dem vielfach unsachgemäß hohen Einsatz von Antibiotika in der Medizin wird aber auch der erhebliche Fleischkonsum zur tickenden Zeitbombe.

Das Penizillin hat den Kampf gegen bakterielle Krankheiten revolutioniert. Ohne Antibiotika würden auch viele Standardoperationen tödlich verlaufen. Wenn Bakterien aber Resistenzen entwickeln, droht eine neue Gefahr durch längst besiegte Krankheiten wie die Tuberkulose. Die Kampagne gegen übermäßige Verordnungen muss Patienten wie Ärzte aufrütteln.

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