Wer zu spät kommt

Zu den verlorenen Beethoven-Millionen für Bonn

So kann man sich im politischen Berlin auch blamieren: Der Bund hält acht Jahre lang 39 Millionen Euro für ein Festspielhaus in Bonn bereit, und die Ex-Hauptstadt kriegt es einfach nicht auf die Reihe. Weil das Projekt im Rat trotz bemerkenswerten Bürgerengagements so lange zerredet worden ist, bis die Post als Hauptsponsor entnervt die Reißleine zog, hat der Haushaltsausschuss das Geld gestern erwartungsgemäß gestrichen.

Natürlich, so ehrlich muss man sein, wäre es ein Geschenk mit Folgekosten gewesen: ohne städtische Zuschüsse kein Festspielhausbetrieb. Die Stadt hätte Prioritäten setzen, also an anderer Stelle sparen müssen, bei der Oper etwa. Dafür Bundesliganiveau bei Klassikkonzerten - das hätte die Standortstrategie sein können. Aus und vorbei.

Wer dachte, dass Bonn die vier Monate seit dem Post-Ausstieg dazu nutzen würde, mit neuen Förderprojekten um die Beethoven-Millionen zu kämpfen, hat sich leider geirrt. Kein Antrag an den Bund - also kein Haushaltsbeschluss. Immerhin hat der Ausschuss Geld für das Beethoven-Jubiläum 2020 in Aussicht gestellt, sofern sich auch das Land NRW beteiligt. Das sollte bei einem Thema, das im Berliner Koalitionsvertrag als nationale Aufgabe definiert ist, sowieso unstrittig sein. Voraussetzung ist aber, dass Bonn endlich liefert. Das Veranstaltungskonzept für 2020 ist bisher schwammig, und es ist noch völlig unklar, in welchem Umfang die Beethovenhalle als Spielstätte saniert werden soll. Gefordert ist hier vor allem die Stadtverwaltung unter Führung des neuen Oberbürgermeisters Ashok Sridharan.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Lage ist ernst
Kommentar zur islamistischen Bedrohung Die Lage ist ernst
Euphorie im Anflug
DFB-Team überzeugt gegen Frankreich Euphorie im Anflug
Zum Thema
Katastrophe
Kommentar zur Bonner Beethovenhalle Katastrophe
Der Kaiser ist nackt
Kommentar zu Donald Trump Der Kaiser ist nackt
Aus dem Ressort