Kommentar Wiederverheiratete Geschiedene - Thema mit Symbolkraft

Wenn im Herbst die Bischöfe aus allen Teilen der Welt zur Sondersynode nach Rom kommen, werden sie sich nicht nur intensiv mit den Themen Ehe und Familie beschäftigen. Kirchenpolitisch könnte das Treffen eine ähnliche Brisanz entwickeln, wie es das Zweite Vatikanische Konzil vor 50 Jahren getan hat.

Damals waren die Traditionalisten in der Kurie der Meinung, dass Papst Johannes XXIII. die Bischöfe ruhig beraten lassen könne, am Ende würden sie dennoch jeden Versuch stoppen, die Kirche zu modernisieren. Doch es kam anders. Denn die Kurie verlor für Jahrzehnte ihren Einfluss - und die Kirche war den Gläubigen so nahe wie lange nicht.

Und heute? Die im Dezember durchgeführte Befragung unter den aktiven Gläubigen hat gezeigt, dass selbst jene, die sich mit der Kirche eng verbunden fühlen, die Lehrmeinung in vielen Punkten nicht mehr mittragen können. Selbst wenn die Kirche nicht jedem Zeitgeist hinterherlaufen will, das muss ihre führenden Vertreter zum Nachdenken bringen.

Gerade deshalb ist der Vorstoß aus Freiburg so wichtig, wiederverheirateten Geschiedenen nicht mehr grundsätzlich den Zugang zu den Sakramenten zu verwehren.

Dass der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation den Vorschlag mit scharfen Worten umgehend ablehnte und auch andere konservative Kirchenvertreter in Deutschland dazu Nein sagen, zeigt die Bedeutung dieses Themas für die Traditionalisten. Es könnte zum Symbol für die Frage werden, wie modern die Kirche werden will.

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