Kommentar Wirtschaft in der EU - Sozialer Zündstoff
Brüssel · Der Brüsseler Zahlensalat beinhaltet eine klare Botschaft: Überall dort, wo Regierungen ihre Haushalte in Ordnung gebracht und Strukturreformen angepackt haben, stehen die Zeichen auf Besserung.
Das zeigt das Beispiel Deutschland mit einer beeindruckend niedrigen Arbeitslosenquote. Das belegt aber auch die Entwicklung der baltischen Staaten, die sich schon vor Jahren am eigenen Schopf aus dem Sumpf befreit haben - übrigens ohne einen einzigen Cent dafür von den EU-Partnern gefordert oder bekommen zu haben.
Daraus lässt sich kein Appell ableiten, die Sorgenkinder der Union sich selbst zu überlassen. Aber es ist zweifellos ein Beleg dafür, dass sich Opfer auszahlen. Der strikte Kurs, den Brüssel, Berlin und andere gegenüber Madrid, Athen und Rom fahren, ist richtig.
Auch wenn man die sozialen Folgen abmildern könnte, wenn man alle längst versprochenen Wachstumspakete endlich mal in Gang setzen würde. Nein, die eigentliche Bedrohung steckt nicht in den astronomischen Verschuldungsraten oder dem geringen Wachstum, sondern in der anhaltend hohen Zahl der Jobsuchenden.
Die Daten zeigen aber auch, dass selbst große Mitgliedstaaten ihre Lektion immer noch nicht verstanden haben. Frankreich schiebt überfällige Reformen weiter vor sich her und muss stattdessen mit einer nicht erträglichen Höhe an Arbeitslosigkeit kämpfen. Italiens Reformen verlaufen viel zu schleppend. Und selbst Spanien und sogar Polen und Ungarn schaffen es nicht voranzukommen. Lange kann diese Union ein solches Wirtschafts- und Wohlstandsgefälle nicht verkraften.