Verrückte Wohnungssuche Drei Zellen, Küche, Bad
Meinung · Eine sehr besondere Serie von Zeitungsannoncen in NRW wirft ein ganz neues Licht auf das Thema Wohnungsnot. Eine nicht ganz ernst gemeinte Einordnung.
Die Lage am deutschen Wohnungsmarkt ist – nun ja – prekär. Egal ob in München, Hamburg, Bonn oder in Troisdorf-Spich: Wer auf der Suche nach einer vernünftigen Bleibe ist, muss inzwischen tief in die Tasche greifen. Und sich in verdammt lange Schlangen stellen. Beim Thema Bauland für Häuslebauer sieht es nicht besser aus.
Doch selbst wer sich der privaten Wohnungssuche geschickt verweigert, indem er zum Beispiel vorübergehend im Gefängnis einziehen möchte, ist keineswegs aus dem Schneider. Zwar wird in einer Justizvollzugsanstalt keine Miete fällig. Auch muss sich niemand mit Verdienstnachweisen und einer Schufa-Auskunft bewerben. Die Zuteilung des knappen Gutes Wohnraum erfolgt hier schließlich per Gerichtsurteil. Doch die traurige Wahrheit bleibt: Der Markt für Gefängnisplätze ist genauso leer gefegt wie der für Wohnungen für Nicht-Straftäter.
Naht jetzt die Rettung?
Doch Rettung naht. Zumindest für die Häftlinge. Um dieses Dilemma zu lösen, geht der Bau und Liegenschaftsbetrieb NRW neue, ungewöhnliche Wege. Mit Annoncen in Lokalzeitungen und einem Fachmagazin sucht die Behörde nach Bauland für Gefängnisse. Im Auftrag des Justizministeriums von NRW hält die Behörde ganz konkret Ausschau nach Grundstücken sowohl für neue Dauer-Gefängnisse als auch für sogenannte „Rotationsanstalten“. Darunter versteht man Ausweichquartiere, wenn ein alter Knast saniert werden muss. Von Vorteil, so heißt es, „wäre eine möglichst gute Anbindung an den ÖPNV und Bundesautobahnen sowie eine Nähe zu örtlichen Gerichten“. Die Suche erfolge landesweit.
Drei Zellen, Küche, Bad? Warum, so fragt sich mancher Wohnungssuchende, gibt es diese Tatkraft nur bei Gefängnissen. NRW-Bauministerin Scharrenbach, übernehmen Sie!