Kommentar World Conference Center Bonn - Der unbekannte Rest

Nach rund drei Jahren hat die Bonner Staatsanwaltschaft am Dienstag ihre Ermittlungen abgeschlossen. Zehn Personen sind insgesamt angeklagt, aber längst nicht alle Betrügereien aufgeklärt. Auch die Ermittler müssen Aufwand - Zeit und Geld - dem Ertrag - fundierte Anklagen - gegenüberstellen.

Im Klartext: Sie können nur die richtig großen und offensichtlichen Misthaufen analysieren und anklagen. Man nennt das Prozessökonomie.

Das wurde am Dienstag überdeutlich, insbesondere zwischen überhöhten, doppelten oder erfundenen Rechnungen und deren "Kontrolle" durch das Städtische Gebäudemanagement (SGB). Wie viele Millionen nicht beim WCCB-Projekt, sondern in irgendwelchen Taschen landeten? Der Bürger wird es vermutlich nie erfahren, aber er darf - zumindest das ist sicher - die Zeche bezahlen. Ein unbefriedigender Zustand.

Möglicherweise liefern eines Tages ein objektiver Bautensachstandsbericht und die Fertigstellungskosten indirekte Hinweise auf die Dimension, wie viele Steuerzahler-Millionen nicht zum Planen und Bauen verwendet wurden, sondern auf Konten Tausende Kilometer von Bonn entfernt landeten - etwa als Darlehen oder Vergütung für Luftrechnungen.

Insbesondere der Libyen-Faktor taucht immer häufiger auf. Dass der Arm einer unterbesetzten Behörde nicht bis nach Nordafrika reicht, überrascht nicht. Aber "vor Ort" warten auch noch einige ungelüftete Geheimnisse. Etwa das: Warum sah die Bonner Verwaltung der eigenen Ausplünderung so lange nur zu?

Meistgelesen
Neueste Artikel
Sehr viele Stühle: Der Bundestag soll
Nicht ohne Nachteil
Kommentar zur WahlrechtsreformNicht ohne Nachteil
Viel Potenzial bei Ungelernten
Kommentar zur Arbeitslosenquote Viel Potenzial bei Ungelernten
Eine andere Welt
Kommentar zu den weltweiten Militärausgaben Eine andere Welt
Zum Thema
Aus dem Ressort