Kommentar Zu groß geträumt
Das hat man nun davon, wenn man eine europaweite Ausschreibung überfrachtet mit Forderungen und Wünschen: Das schreckt eben viele Investoren ab.
Für das Viktoriakarree haben sich am Ende lediglich zwei Interessenten gefunden - und beide lassen es an Fantasie fehlen. Wer sich in anderen Städten umsieht, wird Vorhaben entdecken, die wesentlich pfiffiger sind. Zu nennen wären da etwa die Hackeschen Höfe in Berlin oder die Markthallen in Freiburg.
Jetzt muss Bonn wohl mit der vom österreichischen Immobilienunternehmer René Benko gegründeten Signa gehen. Die kauft, um ihr Einzelhandelskonzept umzusetzen, seit Jahren Haus um Haus im Karree. Ob dort tatsächlich ein solch großes Zentrum mit 15 000 Quadratmetern Einzelhandelsfläche gebraucht wird, hat der Stadtrat prüfen lassen. Für viel Geld wurde ein Einzelhandelsgutachten in Auftrag gegeben, das diese Frage bejaht hat. Da darf man sich nun nicht beschweren, wenn ein Investor sich darauf beruft.
Die ernüchternde Erkenntnis aber ist, dass die Strategie von Politik und Verwaltung nicht aufgegangen ist. Wieder einmal wurde zu groß geträumt und zu klein gedacht. Es dürfte niemanden verwundern, wenn am Ende mal wieder gar nichts für die Stadt herauskommen wird. Jetzt schon zeigt sich, dass die Verlagerung von Gedenkstätte und Stadtmuseum so teuer sind, dass die Stadt vom Verkauf ihrer Immobilien nichts haben wird. Kein Geld und am Ende auch keine städteplanerische Verbesserung.
Die Verlagerung der Tiefgaragen, um den Bereich zwischen Altem Rathaus und Uni auch zur Fußgängerzone zu machen, ist viel zu teuer. Experten schätzen sie auf mindestens zehn Millionen Euro. Und das konnten die Experten der Verwaltung vorher nicht klären? Da wär's am besten gewesen, man hätte das Viktoriabad für die studentische Szene umgebaut und alles so belassen wie es ist. Konsequent wäre es nun, die teure Variante mit Verlegung der Rampen umzusetzen. Sonst war alles für die Katz.