Kommentar Zum Festspielhaus - Letzte Chance

Neuer Impuls, alte Idee: Mit dem Vorschlag, eine Festspielhaus-Lösung im Umfeld der denkmalgeschützten Beethovenhalle am Rhein zu realisieren, greift Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch mit Unterstützung des Logistikkonzerns Deutsche Post DHL auf eine Idee aus dem Jahr 2004 zurück. Das Dauerthema bekommt damit sechs Jahre vor dem Jubiläum zum 250. Geburtstag des großen Komponisten einen möglicherweise richtungsweisenden und entscheidenden Schub.

Seit zehn Jahren wird in der Bundesstadt diskutiert, geplant, abgestimmt, verworfen, neu geplant. Abriss der alten Beethovenhalle? Neubau eines Festspielhauses an gleicher Stelle? Neuer Standort in der Rheinaue? Die Versuche von Sponsoren, Initiativen, Festspielhausfreunden und Gönnern, dem Thema Dynamik zu verleihen, sind zahlreich - und bislang nicht erfolgreich. Dabei drängt die Zeit, weil allein schon inflationsbedingt alles immer teurer wird und sich das Zeitfenster für einen hochwertigen Neubau mit immensem Planungsaufwand in Richtung Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 zu schließen droht.

Und nun diese Wendung. Nimptsch hat dem Rat der Stadt Bonn, offensichtlich in enger Abstimmung mit Post-Chef Frank Appel, einen attraktiven Lösungsansatz unterbreitet, der aus der Sackgasse führen könnte. Man nehme die alte Beethovenhalle, saniere sie, und stelle ihr einen neuen Konzertsaal zur Seite, der hohe Ansprüche an Akustik, Design und Komfort erfüllt.

Die Vorteile liegen auf der Hand. Da wären zu allererst die Kosten. Sie werden für die "kleine Lösung" in Zentrumsnähe deutlich niedriger sein als auf schwierigem Gelände im Erholungsgebiet Rheinaue. Für dieses Areal, in Nachbarschaft zum Post Tower, stehen die Erschließungs- und Baukosten bislang nicht mal annähernd fest. Um die anspruchsvollen und ansprechenden Pläne der Architekten Zaha Hadid oder Hermann & Valentiny umzusetzen, dürften mittlerweile 100 Millionen Euro kaum ausreichen. Zurzeit ist schwer vorstellbar, dass dieses Geld durch weitere Großsponsoren aufgetrieben wird.

Die Post hat gestern signalisiert, dass sie zu ihrer Zusage, bis zu 30 Millionen Euro zur Finanzierung beizutragen, steht und die bisherigen Planungen anpassen will. Das ist bemerkenswert, weil der Konzern über all die Jahre und Querelen hinweg dem Projekt die Treue hält - jetzt sogar in einer abgespeckten Form. Ebenfalls abrufbar sind weiterhin jene 39 Millionen Euro, die der Bund für den Betrieb der künftigen Spielstätte bereithält. Dazu kommen Gelder von Initiativen, darunter die Sponsorensuche von IHK-Präsident Wolfgang Grießl oder der "Beethoventaler".

Entscheidend ist letztlich ein Konsens in Bonn, eine breite Unterstützung durch die Politik und besonders durch die Bürgerinnen und Bürger. Diese dringend benötigte Unterstützung könnte mit der Idee der Verbindung der Beethovenhalle mit einem Konzertsaal sowie einer städtebaulichen Weiterentwicklung des Quartiers durchaus gelingen. Auch wenn die Pläne für ein Festspielhaus in der Rheinaue nicht vom Tisch sind, dürfte der 30. Januar 2014 einen Wendepunkt markieren. Einen Tag, an dem die vielleicht letzte Chance für eine neue Spielstätte in Bonn formuliert wurde.

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