Kommentar Zum Wahlkampf im Frankreich - Unwillkommene Helfer

Wenige Tage vor der französischen Präsidentschaftswahl platzen die "Stinkbomben" - so nennt Nicolas Sarkozy die neuen Anschuldigungen gegen ihn, um ihnen von vornherein jeden wahren Kern abzusprechen.

Es ist wohl kein Zufall, wenn ausgerechnet jetzt die Meldung aufkommt, der libysche Ex-Machthaber al-Gaddafi habe angeboten, seinen Wahlkampf 2007 zu sponsern. Der Verdacht von Geldflüssen zwischen afrikanischen oder arabischen Herrschern und französischen Staatsmännern ist nicht neu - ebenso wenig wie der Vorwurf, Sarkozy habe nicht mit diesen Machenschaften gebrochen, trotz seines Versprechens einer "tadellosen Republik".

Belegen lässt sich nichts, doch schon der Vorwurf genügt, um den wankenden Präsidenten zu destabilisieren. Dabei kommt ein anderer Verdacht erstaunlich wenig zur Sprache, der ebenfalls noch unbewiesen ist: Die Milliardärin und L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt soll Sarkozy 2007 illegale Wahlkampfhilfe geleistet haben - sie profitierte später direkt von Millionen-Rückzahlungen durch die von ihm beschlossene Steuer-Obergrenze und Nicht-Verfolgung trotz massiver Steuerhinterziehung.

Ex-Arbeitsminister Eric Woerth stürzte über den Skandal, Bettencourts ehemaliger Vermögensverwalter Patrice de Maistre sitzt in Haft - und Sarkozy tut alles als "Stinkbomben" ab. Sollte er die Wahl verlieren, drohen auch ihm Ermittlungen.

Der Prozess gegen Ex-Präsident Jacques Chirac, der wegen Korruption verurteilt wurde, hat gezeigt, dass die französische Justiz keine Rücksicht mehr auf verdiente Staatsmänner nimmt.

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