Kommentar Zur Lage in Italien - Tragische Komödie

ROM · Der letzte Schachzug Silvio Berlusconis, sein plötzliches Umschwenken auf den Regierungskurs,muss nachdenklich machen. Seine Präsenz fördert Unmut bei den Sozialdemokraten, die sich zu früh über seinen Abgang gefreut haben. Sie stehen vor einer erneuten Geduldsprobe. Diese könnte schwieriger werden als gedacht.

Die italienischen Sozialdemokraten feiern die gewonnene Vertrauensabstimmung im italienischen Parlament als großen Sieg. Premierminister Enrico Letta gehe gestärkt aus der Regierungskrise hervor. Nicht persönliche Interessen, sondern das Wohl Italiens und vor allem institutionelle und damit wirtschaftliche Stabilität hätten bei den Motiven für die Abstimmung überwogen Das ist die eine, oberflächliche Auslegung der tragischen Komödie, die sich am Mittwoch in Rom zugetragen hat.

Es stimmt, der tapfere und integre Enrico Letta kann weitermachen. Zum Wohl Italiens und Europas. Aber nur, wenn seine Mehrheit sich auch in Zukunft dem Ministerpräsidenten nicht in den Weg stellt, sondern kooperativ an Reformen mitarbeitet. In diesem Zusammenhang muss der letzte Schachzug Silvio Berlusconis, sein plötzliches Umschwenken auf den Regierungskurs, nachdenklich machen. Aus reinem Machtkalkül hat sich der 77-jährige Milliardär mit seinem leicht als falsch zu entlarvenden Vertrauensbekenntnis dem Ministerpräsidenten wie ein Klotz ans Bein gebunden.

Noch steht die Regierung in ihrer ursprünglichen Form. Berlusconi wird alles tun, um sich als Staatsmann zu inszenieren, dem an Stabilität gelegen ist - und hinten herum versuchen, seine Sabotage voranzutreiben. Unterdessen fördert seine Präsenz Unmut bei den Sozialdemokraten, die sich zu früh über seinen Abgang gefreut haben. Sie stehen vor einer erneuten Geduldsprobe. Diese könnte schwieriger werden als gedacht.

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