Kommentar Zwei Seiten der Medaille

Es ist (zu) leicht, jetzt auf Tim Wiese draufzuhauen. Von wegen geldgeiler Abzocker oder so ähnlich. Den Torwart der Trainingsgruppe II der TSG Hoffenheim, der seinen hoch dotierten Vertrag aussitzen will, zum Sündenbock zu erklären, verfälscht die Tatsachen.

Schließlich fordert der 31-Jährige nur das ein, was ihm der Hopp-Verein vor einem Jahr schwarz auf weiß zugesichert hat: 3,5 Millionen Euro pro Jahr bis zum Vertragsende 2016. Dafür bietet Wiese täglich seine Arbeitskraft an. Wenn die bei der TSG nicht gebraucht oder gewollt wird, ist das nicht sein Problem.

Natürlich ist das Außenbild von Wiese eine Katastrophe. Beliebt war der Torhüter zu keinem Zeitpunkt in den elf Jahren seiner Karriere. Extrem extrovertiert kam Wiese schon immer daher: Im rosa Trikot stand er in Bremen im Tor, die langen Haare und großflächigen Fotos seiner Tätowierungen in den Boulevardblättern taten ein übriges zu seinem Image. Bei Facebock gibt es seit dem Sommer eine Seite mit dem Titel: "Tim Wiese - die Witzfigur der Nation."

Jetzt wehrt sich die "Witzfigur" auf ihre Weise. Indem sie auf den Vertrag pocht. Das ist nur recht und billig. Schließlich hat niemand die zeitweise zum Größenwahn neigenden Hoffenheimer Verantwortlichen vor einem Jahr gezwungen, dem ehemaligen Nationaltorhüter solch einen lukrativen Kontrakt zu geben. Wiese schaltet auf stur - auch wenn das das Ende seiner einst hoffnungsvollen Karriere bedeutet. Das ist aus seiner Sicht nur konsequent.

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