Kommentar zu Harry und Meghan Nicht konsequent

Meinung | London · Dass das royale Paar Harry und Meghan sich zurückziehen will, ist sein gutes Recht. Unsere Autorin meint: Dann sollten sie allerdings konsequent auf finanzielle Unterstützung verzichten und keine öffentlichen Auftritte mehr wahrnehmen.

 Keine Lust mehr auf royale Pflichten: Meghan und Harry

Keine Lust mehr auf royale Pflichten: Meghan und Harry

Foto: dpa/Steve Parsons

Die Royals stecken in der nächsten Krise und ausgerechnet die einstigen Lieblinge des Königshauses haben sie ausgelöst: Prinz Harry und Herzogin Meghan. Sie haben ihren Rückzug aus der vordersten Reihe der Windsors angekündigt. Es wirkt wie eine Verzweiflungstat dieses verletzlichen Paares.

Wie konnte es dazu kommen? Hatten die jungen Royals Harry und William jahrelang als nationale Stimmungsaufheller gedient, die mit Dauerlächeln das von ihren Eltern ramponierte Image aufpolierten, sorgten die Brüder plötzlich in schöner bekannter Manier für Negativ-Schlagzeilen. Und diese rissen nicht ab. Das lag zum einen an der schonungslosen Boulevardpresse auf der Insel, die sich insbesondere in Bezug auf Herzogin Meghan oft völlig in Ton und Inhalt vergreift. Doch auch sie und Prinz Harry hangelten sich von einem Fehler zum nächsten. Ja, die US-Amerikanerin war naiv, wie sie unlängst sogar selbst zugab. Es scheint, als habe die ehemals leidenschaftliche Aktivistin die Rolle als Mitglied der Windsors verkannt. Das Königshaus bietet sich keineswegs als Plattform, von der aus man die eigene Sicht auf aktuelle politische Belange – und seien sie noch so ehrenhaft und gesellschaftlich bedeutend – kommentieren kann. Vielmehr heißt es lächeln und winken.

Noch viel weniger ist es möglich, ein privates Leben in der Öffentlichkeit zu führen. Jets für Urlaube zu nutzen oder als sogenannte Privatperson Veranstaltungen zu besuchen, sorgt für Ärger, wenn der britische Steuerzahler für Ausgaben wie Sicherheit oder Unterkunft aufkommt. Man mag den Fokus auf das Oberflächliche hinsichtlich der Royals genauso bemängeln wie die strengen Standards, die an sie gelegt werden. Doch am Ende des Tages speist sich der Erfolg der Institution aus dem verstaubten Traditionen folgenden System, den anachronistischen Strukturen.

Der Monarch dient dem Volk – und die Mitglieder der Königsfamilie unterstützen den Monarchen in dessen Dienst. Wenn Harry und Meghan aus diesem engen Korsett ausbrechen wollen, dann ist das bedauerlich, weil sie durch Meghans Hintergrund und Hautfarbe das Königshaus gesellschaftsrelevanter und vielfältiger erscheinen ließen. Doch es ist ihr gutes Recht. Nur sollten sie den Schritt dann konsequent gehen und nicht nur komplett auf ihre Titel und ihr exklusives Heim in Windsor verzichten, sondern auch ihre finanziellen Privilegien aufgeben und sich völlig aus der Öffentlichkeit zurückziehen.

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