Kommentar zu den Spannungen zwischen der USA und dem Iran Ohne Konzept
Meinung | Istanbul · Nach mehreren Luftangriffen der USA auf Stellungen einer schiitischen Miliz im Irak hat ein Anführer der Gruppe den USA mit Vergeltung gedroht. Das macht die Auseinandersetzung brandgefährlich, kommentiert Thomas Seibert.
Im Irak steuern die USA und der Iran auf einen Krieg zu, weil sie keine durchdachte Politik in der Region haben. Das macht die Auseinandersetzung brandgefährlich und nur schwer zu steuern.
Die USA wollen zwei Dinge, die sich gegenseitig ausschließen: Präsident Donald Trump will Truppen aus dem Irak, aus Syrien und aus anderen Ländern des Nahen Ostens zurückholen. Gleichzeitig facht seine Regierung den Konflikt mit Teheran durch den Ausstieg aus dem Atomabkommen und durch Sanktionen an und strebt mehr oder weniger offen einen Regimewechsel im Iran an. Das führt dazu, dass immer weniger US-Soldaten immer größeren Risiken durch iranische Streitkräfte und Verbündete ausgesetzt sind. Partner wie Israel und Saudi-Arabien werden verunsichert.
Auch der Iran hat keinen konstruktiven Plan. Fast ein halbes Jahrhundert nach der islamischen Revolution ist Teheran immer noch unfähig zu einem Ausgleich mit Israel oder Saudi-Arabien und bleibt in einer teilweise selbst verschuldeten Isolation gefangen. Zwar konnte der Iran seinen Einfluss in der Region seit dem Sturz von Saddam Hussein vor 16 Jahren erheblich ausweiten. Doch der Export von Kämpfern und Waffen nach Irak, Syrien, Libanon und Jemen kostet viel Geld, das für die eigene Bevölkerung dringend benötigt würde.
Unter diesen Voraussetzung wird der Konflikt im Irak zu einem Nullsummenspiel, bei dem jeder Verlust für den Gegner als eigener Sieg verbucht wird. Die Wahlkämpfe in Washington und Teheran erschweren die Bemühungen um einen Ausgleich weiter, weil beide Regierungen alles vermeiden wollen, was als Schwäche ausgelegt werden könnte. Die meisten Politiker in Washington und Teheran wollen keinen Krieg – doch sie werden ihn bekommen, wenn sie so weitermachen.