Kommentar zu Lautenschläger Sichtbare Spaltung

Meinung · Sabine Lautenschläger hat ihr Amt bei der Europäischen Zentralbank niedergelegt. Eine Spaltung im EZB-Rat wird dadurch deutlich, kommentiert Brigitte Scholtes.

 Das Gebäude der EZB in Frankfurt am Main.

Das Gebäude der EZB in Frankfurt am Main.

Foto: picture alliance/dpa/Boris Roessler

Eine Kämpferin gibt auf. Sabine Lautenschläger hat bei der EZB das Handtuch geworfen. Dass private Gründe sie zu ihrem vorzeitigen Rückzug veranlasst haben, ist nach aktuellem Stand unwahrscheinlich, zumal andere Anzeichen aus dem Umfeld der EZB kommen. Offenbar sieht sie keine Anzeichen für eine Änderung der geldpolitischen Ausrichtung.

Was verwundert ist, dass sie gleichzeitig mit Mario Draghi Ende Oktober die EZB verlässt. Denn dass der jetzige EZB-Präsident geldpolitische Entscheidungen in den vergangenen Jahren in einem engen Zirkel um sich herum vorbereitet und dann durch den EZB-Rat gebracht hat, ist bekannt. Dass aber seine designierte Nachfolgerin Christine Lagarde dies genauso handhaben wird, ist eher nicht zu erwarten. Auch wenn sie sich schon für eine Fortführung der lockeren Geldpolitik ausgesprochen hat, so sollte Lagarde vor allem ihre Aufgabe darin sehen, die immer offensichtlicher werdende Spaltung im EZB-Rat zurückzuführen. Von ihr wird bessere Kommunikation erwartet, und das nicht nur nach außen, damit die Bürger die Geldpolitik besser verstehen lernen, sondern auch nach innen.

Ein offener Dissens im geldpolitischen Entscheidungsgremium des Euroraums aber schmälert das Vertrauen in die Notenbank. Die kann ihre wichtigen Anliegen, nämlich die Wahrung der Geldwertstabilität, am besten erreichen, wenn die EZB mit einer Stimme spricht. Sonst werden schnell Zweifel an ihrer Ausrichtung laut.

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