Unwetterschäden Nach dem Hochwasser: Böden brauchen viel Zeit

WACHTBERG · Um den überfluteten Keller seines Mehrfamilienhauses schnell zu sanieren, muss ein Pecher Eigentümer viel Aufwand betreiben. Vor allem muss alles vollständig und fachgerecht getrocknet werden.

 Im Keller des Mehrfamilienhauses an der Pecher Hauptstraße: Miteigentümer Horst Poell (l) lässt von dem Bergheimer Estrichfachmann und Juniorchef Georg Dern (r) die Kunststoffschutzschicht vom Estrich entfernen, damit der Boden trocknen kann.

Im Keller des Mehrfamilienhauses an der Pecher Hauptstraße: Miteigentümer Horst Poell (l) lässt von dem Bergheimer Estrichfachmann und Juniorchef Georg Dern (r) die Kunststoffschutzschicht vom Estrich entfernen, damit der Boden trocknen kann.

Foto: Axel Vogel

Die Regenfluten des jüngsten verheerenden Unwetters sind zwar aus Kellern in Wachtberg, der Grafschaft und Bad Godesberg wieder herausgepumpt. Doch was vielerorts für Immobilienbesitzer wie Horst Poell aus Wachtberg-Pech bleibt, ist die Frage: Wie bekomme ich meinen Keller nachhaltig wieder trocken?

Für Poell ist das eine besondere Herausforderung: Schließlich ist er Miteigentümer eines Mehrfamilienhauses an der Pecher Hauptstraße, dessen Keller der benachbarte Godesberger Bach bis fast unter die Decke geflutet hatte. Schaden, so Poell, geschätzte 70 000 bis 100 000 Euro. Damit nicht genug: Nach den jüngsten Erfahrungen machte sich Horst Poell zudem Gedanken darüber, wie der Keller beschaffen sein muss, falls nochmals derartige Wassermassen eindringen. Denn wie die drei Starkregenereignisse zwischen 2010 und 2016 allein in Wachtberg gezeigt hatten: Das nächste Unwetter kommt bestimmt.

Fakt war nach dem verheerenden Hochwasser in Pech am 4. Juni: Fast alles, was im Keller des Mehrfamilienhauses von Horst Poell stand, war reif für den Sperrmüll. Neben rund ein Dutzend Trocknern und Waschmaschinen der Bewohner auch gleich containerweise Hausrat aller Art. Nicht mehr zu retten waren laut Poell auch die Gasheizungen für die Wohnungen. Und: Alle Elektroleitungen mussten erneuert werden.

Was Miteigentümer Poell aber besonders am Herzen lag: Der Keller sollte schnell wieder austrocknen können, weshalb er bereits zügig nach einem Ortstermin mit dem Sachverständigen seiner Versicherung – Poell besitzt glücklicherweise eine Elementarschadenversicherung – Fachfirmen mit der Trockenlegung beauftragen konnte.

Aus Expertensicht hat der Hausherr damit genau richtig gehandelt. „Es geht darum, nasse Keller leer zu pumpen und trocken zu legen“, rät Thomas Penningh, Präsident des Verbands Privater Bauherren (VPB) angesichts der Hochwasserschäden bundesweit. „ Denn je länger das Wasser im Haus steht“, so Penningh weiter, „desto eher müssen Hausbesitzer mit Folgeschäden rechnen“. Dabei verweist er vor allem auf das Schimmel-Problem. Besonders gefährdet sind seiner Erfahrung nach wärmegedämmte Keller, die beispielsweise bewohnt sind. „Bei einem wärmegedämmten Keller bleibt das Wasser oft zwischen Bodenplatte und Wärme- beziehungsweise Trittschalldämmung stehen.“

Für die Bewohner ist das aus Sicht von Thomas Penningh oft prekär, weil sie vom Unheil hinter der Verkleidung nichts ahnen: „Viele haben den nassen Teppich entfernt und die Fliesen trockengewischt und denken nun, alles sei in Ordnung.“ De facto stehe aber noch im Fußbodenaufbau die schmutzige Brühe. Die entpuppt sich dann als Quell noch größeren Übels, warnt Penningh: „Schimmelexperten gehen davon aus, dass schon nach einer Woche die Verkeimung beginnt. Spätestens nach zwei Wochen haben Sie ein Schimmelproblem in diesem Raum“, warnt er.

Vermeiden lasse sich das nur, wenn das Wasser möglichst schnell wieder aus dem Keller entfernt wird, und zwar weitgehend rückstandslos. Das heißt nach Aussage von Penningh aber nicht nur Auspumpen. Vielmehr gelte es, das unter dem Estrich gedrungene Wasser zu entfernen: Dazu werden der Estrich an verschiedenen Stellen aufgebohrt und heiße Luft eingeführt. Über die Anschlussfugen ringsum wird dann nach Aussage des Fachmannes die feuchte Luft aus dem Boden geblasen und anschließend der Luft die Feuchtigkeit mit Kondensattrocknern entzogen.

Im Fall von Horst Poell war die Sache ähnlich aufwendig. Denn das Problem war hier: Der Estrich war mit einer Art Kunststoffanstrich versiegelt, was das Eindringen von Feuchtigkeit hätte verhindern sollen. Eigentlich aus Sicht von Poell keine schlechte Idee, die im Detail am 4. Juni aber nicht funktionierte: „Da der Anstrich nur den Estrich bedeckte, und nicht an den Rändern hochgeführt wurde, lief das Wasser einfach über die Seiten unter den Belag und in den Estrich.“

Damit der Estrich wieder austrocknen konnte ,musste Georg Dern, Juniorchef einer Bergheimer Fachfirma für Zement- und Fliesenestriche, aktiv werden. Dern setzte eine Spezialmaschine ein, mit der er den gesamten Kunststoffanstrich von dem Estrich des Kellerbodens abtrug. Eine Prozedur, die auf der rund 200 Quadratmeter großen Fläche mehrere Tage dauerte, aber ohne Alternative war: „Anders wäre die Feuchtigkeit im Estrich geblieben“, erklärte Georg Dern.

Bei einem normalen Zementestrich wäre der Aufwand nicht nötig gewesen: „Der trocknet von alleine“, betont Fachmann Dern. Allerdings werde dieser Prozess durch spezielle Trocknungsmaßnahmen „beschleunigt“, was im Falle des Pecher Mehrfamilienhauses ebenfalls eine Fachfirma übernommen hatte.

Beim VPB rät man grundsätzlich, bei derartigen Schäden Fachleute hinzuzuziehen. „Ein Bausachverständiger beurteilt Art und Ausmaß des Wasserschadens und rät zur angemessen Trocknungs- oder Sanierungsmethode“, so Thomas Penningh: „Der Rest ist Sache von Spezialfirmen.“

Dabei rät er Hausbesitzern davon ab, es selbst mit einem Gebläse zu versuchen. So riskiere man vor allem Gesundheitsschäden. „Die am häufigsten angewandte Trocknungsmethode mit einem Gebläse kann besonders schädlich sein, weil sie überhaupt erst Schadstoffe und Schimmelsporen im ganzen Haus verteilt“, warnt er. Stattdessen solle man ortsansässige Fachfirmen beauftragen. Auf alle Fälle meiden sollte man reisende Handwerkertrupps, die erfahrungsgemäß nach Hochwasserkatastrophen ihre Dienste anböten.

Angesichts des Schadens, den das Hochwasser zuletzt angerichtet hat, wollte Poell seinen Kellerboden nun auch besser schützen: Statt des Kunststoffanstrichs ließ er daher eine spezielle Farbe auftragen. Die ermögliche auf der einen Seite das Sauberhalten und Kehren. Auf der anderen Seite kann aber auch im Fall der Fälle „Feuchtigkeit leicht durch die Farbe verdunsten“, führt Horst Poell aus.

Eine weitere Alternative schlägt Fachmann Dern vor: Der Hausbesitzer fliest seinen Keller. „Aber das ist halt Geschmackssache“, sagt Dern.

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