Das Ende einer Richter-Ära Neuer Direktor am Sinziger Amtsgericht

SINZIG · Reinhold Hergarten verlässt nach 21 Jahren als Direktor das Sinziger Amtsgericht. Sein Nachfolger ist Michael Mayer.

 Die Abschiedsrede von Reinhold Hergarten verfolgen Justizminister Herbert Mertin (v.l.) und sein Nachfolger Michael Mayer.

Die Abschiedsrede von Reinhold Hergarten verfolgen Justizminister Herbert Mertin (v.l.) und sein Nachfolger Michael Mayer.

Foto: Matin Gausmann

Der eine führt das Sinziger Amtsgericht seit 21 Jahren, der andere seit 21 Wochen. Im Saal des Rathauses, in dem von 1879 bis 1915 das Gericht untergebracht war, fanden die Verabschiedung des bisherigen Amtsgerichts-Direktors Reinhold Hergarten sowie die Amtseinführung seines Nachfolgers Michael Mayer statt. Der Einladung von Justizminister Herbert Mertin waren viele Weggefährten des tischtennisaffinen Sinziger „Jong“ Hergarten gefolgt.

Im großen Kreis von Richtern, den Landtagsabgeordneten Horst Gies und Guido Ernst, den Bürgermeistern im Zuständigkeitsbereich des Gerichtes – Andreas Geron (Sinzig), Björn Ingendahl (Remagen), Bernd Weidenbach (VG Bad Breisig) und Johannes Bell (VG Brohltal) – Staatsanwälten, Anwälten, Notaren und Polizeivertretern betonte der Pensionär: „Sie alle haben mein Leben bereichert, waren Weggefährten bei meinem Traumberuf Richter. Doch die neue Freiheit ist unbezahlbar.“ Wie ein roter Faden zog sich Hergartens Engagement für Familiensachen durch die Reden. Seiner Initiative ist die Einführung des Arbeitskreises „Trennung/Scheidung“, in dem er weiter aktiv sein wird, vor 17 Jahren zu verdanken. Zudem setzte sich der Direktor seit vielen Jahren für die schwerbehinderten Richterkollegen im Land ein.

Sechs Richter und 34 Mitarbeiter sind in Sinzig beschäftigt

Nach der Begrüßung durch den Landgerichtspräsidenten Stephan Rüll, lobte Minister Mertin Hergartens Talent, streitende Parteien zu einem Kompromiss zu bewegen, sprich überdurchschnittlich viele Vergleiche erwirkt zu haben. Seinen Nachfolger Mayer nannte er „einen der profiliertesten Richter des Bezirks mit exzellentem Fachwissen und hoher sozialer Kompetenz“.

In seine „justizielle“ Heimat war Harald Kruse, Leitender Koblenzer Oberstaatsanwalt, zurückgekehrt. Seine Frau und er waren Referendare „unter“ Hergarten und haben ihm die weichenstellende Erkenntnis zu verdanken, „dass gelebtes Recht keine trockene Gesetzesanwendung ist“.

Den Weg von der verstaubten Amtsstube zum modernen Dienstleister – sechs Richter und 34 Mitarbeiter sind heute in Sinzig beschäftigt – schilderte die Personalratsvorsitzende Sigrid Seul. Der neue Direktor Mayer betonte die Wichtigkeit der personellen Verstärkung der Gerichte – sowohl mit Justizwachtmeistern zum Schutz des Personals als auch, um Familie und Beruf vereinbaren zu können. Mayer, Vater von zwei kleinen Kindern, möchte künftig auch Schulen besuchen, um der Jugend die Bedeutung des sozialen Rechtsstaates nahezubringen.

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