Interview mit Bill Mockridge "Aus der Lindenstraße überrascht mich nicht"

Bonn · Bill Mockridge hat 24 Jahre als Erich Schiller in der Lindenstraße einen festen Platz gehabt. Im GA-Interview äußert sich der in Endenich lebende Schauspieler zum Aus der Serie und den Gründen dafür.

Was sagen Sie zum Aus der Lindenstraße?

Mockridge: Es überrascht mich nicht. Das hatte sich ja bereits seit Längerem abgezeichnet. Auf meinen Tourneen durch Deutschland treffe ich viele Lindenstraßen-Fans in meinen Vorstellungen, und sie erzählen mir, sie gucken die Serie nicht mehr, weil sie nicht mehr das sei, was sie einmal war. Die Quote ist meines Wissens immer weiter nach unten gegangen.

Ihren letzten Auftritt in der Lindenstraße hatten Sie 2015. Warum musste Erich Schiller sterben?

Mockridge: Schon damals musste gespart werden, deshalb wurde unter anderem meine Rolle rausgeschrieben. Aber das war schon ein Knaller, als mein Alter Ego Erich Schiller in der Livesendung zum 30. Jubiläum der Lindenstraße sterben musste. Ich war auf allen Titelseiten in Deutschland zu sehen, das passiert einem Bill Mockridge bei seinem Tod eher nicht (lacht). Ich war schon traurig, dass meine Zeit dort vorbei war, wir waren ja nach so langer Zeit wie eine richtige Familie. Ich bin nicht gerne gegangen. Aber im Rückblick bin ich froh, mich mit so einem Knall verabschiedet zu haben.

Wie erklären Sie sich das Ende der Lindenstraße?

Mockridge: Der Traum von Geißendörfer war es, eine Geschichte zu erzählen, die zeigt, dass die kleinen Leute stärker als die Politiker sein können, wenn sie zusammenhalten. Wie in diesem Münchner Mehrgenerationenhaus. Das war das Erfolgsgeheimnis der Lindenstraße über viele Jahre. Aber die Konkurrenz hat nicht geschlafen. Es gibt inzwischen viele gute Vorabendserien, die ich übrigens auch gerne sehe, die frischer, zeitgemäßer und mit einer besseren Technik ausgestattet sind. Die lange Laufzeit der Lindenstraße ist etwas Einmaliges, das kenne ich aus dem deutschen Fernsehen nicht. Das Los eines Schauspielers, unser Leben ist aber, dass wir uns nach dem Ende eines Projekts etwas Neues suchen müssen.

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