Interview mit Max Raabe Der Herr mit Fliege ist nicht wasserscheu

BONN · Ob er seinen berühmten "Kleinen grünen Kaktus" in der Beethovenhalle singt? Auf jeden Fall präsentiert Max Raabe am 15. Oktober mit seinem Palast Orchester sein Programm: "Für Frauen ist das kein Problem". Mit Max Raabe sprach Ebba Hagenberg-Miliu.

 Max Raabe, bürgerlich Matthias Otto, liebt die noble Pose.

Max Raabe, bürgerlich Matthias Otto, liebt die noble Pose.

Foto: Gregor Hohenberg

Als Frau frage ich natürlich zuerst: Was genau ist, wie Ihr Programm titelt, "für Frauen kein Problem"?
Max Raabe: "Für alles haben sie eine Creme und sehen immer gut aus". Die Antworten ergeben sich vortrefflich aus dem Liedtext. Und im Grunde geht es darum, dass Frauen tatsächlich viele Dinge auf einmal tun können. Eine bewundernswerte Eigenschaft. Ich persönlich bin nicht multitasking-fähig. Wenn ich den Koffer für eine Konzertreise packe, kann ich keine zweite Sache tun, die meine Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt - wie etwa Musik hören. Ich bin ein Monotasking-Typ.

Sie mischen gecoverte Songs der 20er- und 30er Jahre mit eigenen Songs. Was singen Sie lieber? Was fordert das Publikum?
Raabe: Beides. Die eher poppigen Eigenkompositionen, die mit Annette Humpe entstanden sind, waren immer als Fortführung und Weiterführung des bestehenden Max Raabe & Palast Orchester-Repertoires gedacht. Nicht nur, weil ich ja parallel beides singe, sondern auch, weil ich das, was ich an der Haltung in den Liedern der 20er und frühen 30er Jahre schätze, nun in meinen eigenen Stücken wiederfinde. Diese kleinen Geschichten, den Humor, den schrägen Blick auf die Welt, die Brüche und die Doppeldeutigkeiten. Das Publikum hört sich gern kleine Geschichten an, und die findet es sowohl in den 20er Jahren als auch beim Raabe-Pop.

Wagner-Opern waren einst Ihr Geschmack. Nicht ganz der Sound der Harmonists...
Raabe: Ja als Jugendlicher legte ich vor allem Klassik auf, wenn ich alleine war. Besonders Wagner hatte es mir in meinem verkorksten Teenager-Dasein angetan. Ansonsten hielt ich mich an die Plattensammlung meines Bruders, weil wir eh nur einen Plattenspieler besaßen. So bin ich auf Jethro Tull oder Kraftwerk gestoßen. Meine Leidenschaft für die Lieder des frühen 20. Jahrhunderts entstand nebenher. Bei uns zu Hause gab es eine Schellackplatte, mit der ich mich recht intensiv beschäftigt habe. Später erstand ich dann auf dem Flohmarkt in Münster weitere Platten. Denn mich hat diese komische Wehmut dieser Lieder unheimlich fasziniert.

Schmeißt eigentlich der private Max Raabe den Smoking in die Ecke? Was tragen Sie im Alltag?
Raabe: ...im Supermarkt sicher keinen Smoking - aber gerne Anzug. Ich gönne mir im Privaten zwar meine Nachlässigkeiten. Das heißt, ich trage auch mal eine Hose, die ihre Bügelfalten längst eingebüßt hat. Mit einer Jogginghose wird man mich jedoch nie antreffen.

Man sagt, Sie machen auch auf dem Surfbrett eine gute Figur?
Raabe: Die Haltung auf dem Surfbrett ist mir egal. Ich surfe, weil ich Spaß daran habe. Ich mag das Reduzierte beim Surfen: ein Brett, ein Segel, und man fegt übers Wasser - solange es gut geht. Dieser Moment ist unbezahlbar schön. An einer Meisterschaft werde ich jedoch nicht teilnehmen können.

Sie singen "Ich bin nur gut, wenn keiner guckt." Diese Art Humor gefällt Ihnen, ja?
Raabe: Das ist ein Satz, der auf viele Menschen zutrifft. Auch auf mich. Natürlich nicht, wenn ich singe, aber jeder kennt die Situation, dass zu Hause alles besser klappt als bei der Prüfung. Manchmal möchte ich aber gar nicht, dass jemand guckt.

Und kommt dann auch irgendwann der "kleine grüne Kaktus" in der Beethovenhalle?
Raabe: Lassen Sie sich einfach überraschen.

Zur Person

Max Raabe wurde 1962 in Lünen geboren, gründete 1986 während seines Studiums an der Hochschule der Künste das Palast Orchester. Seit seinem Abschluss zum staatlich geprüften Bariton feiert er mit seinem Ensemble internationale Erfolge mit Konzertreisen durch Europa, die USA, Asien und Israel. Seine aktuelle CD "Für Frauen ist das kein Problem" ist die zweite Kooperation mit Annette Humpe. Ihre erste, "Küssen kann man nicht alleine", wurde 2012 mit Platin ausgezeichnet.

Info

Für das Konzert am Mittwoch, 15. Oktober, 20 Uhr in der Beethovenhalle, Wachsbleiche 17, gibt es noch einige Karten zu 76,50/70,50/61,50/44,50 Euro in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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