Verwirrung um Rechenschieber Abakus-Emoji von Apple ist gleich doppelt falsch

Bonn · Mit Emojis kann man nahezu alles ausdrücken. Vor dem Versuch, mittels Emoji mathematische Begabung vorzugaukeln, sei jedoch gewarnt: Die Entwicklung von Abakus-Emojis scheint gar nicht so einfach zu sein.

Mit der Mathematik ist das so eine Sache. Ist man mathematisch eher minderbegabt, versucht man ihr nach Überleben der Schulzeit geflissentlich aus dem Weg zu gehen. Dabei gilt doch die Mathematik als "Mutter aller Wissenschaften", weil ihre Erkenntnisse, so sie denn streng logisch sind, ebenso allgemein wie endgültig sind. Umso schmerzhafter muss folgende Schreckensnachricht für die Mathematiker dieser Erde sein: Das Abakus-Emoji von Apple ist falsch.

Wie das Technikportal The Verge durch akribische Recherche und Befragung renommierter Abakus-Experten herausfand, wäre es prinzipiell zwar möglich, mit dem Abakus, den Apple als Emoji mit dem letzten Unicode-Update ausgeliefert hat, zu rechnen. Sofern man denn weiß, wie man mit einem Abakus rechnet. Wenn man Apples Abakus-Emoji allerdings dem schonungslosen Vergleich mit jedem Abakus der Menschheitsgeschichte unterzieht, laute das erschreckende Urteil: offensichtlich falsch.

Für mathematisch weniger Bewanderte und Interessierte kurz zur Erklärung: Ein Abakus ist ein mechanischer Rechenrahmen, auf den Kugeln auf parallel zueinander verlaufenden Schnüren oder Stäben aufgereiht sind. Diese können hin- und hergeschoben werden. Den Kugeln werden pro Reihe verschiedene Werte zugeordnet, zum Beispiel "1" in Reihe eins, "10" in Reihe zwei, "100" in Reihe drei und so weiter. In der Grundstellung sind alle Kugeln linksbündig angeordnet. Um mehrere Zahlen miteinander zu addieren, werden die entsprechenden Kugeln nach rechts geschoben. Auch Subtraktion, Multiplikation und Division, ja sogar Wurzelziehen ist mit dem Abakus möglich.

Apples Abakus ist gleich doppelt falsch

Allerdings womöglich nicht mit dem, den Apple für sein Emoji entworfen hat. Denn der enthält neben fünf horizontal verlaufenden Stäben auch noch einen vertikalen Stab. Links von diesem Stab befinden sich jeweil vier, rechts zwei Kugeln - und das ist nun wirklich unprofessionell, wie Twitter-User und Abakus-Fan John bemerkte.

Zwar gibt es durchaus "geteilte" Abaki. Der bekannteste dürfte der chinesische "Suan-Pan" sein, der mit senkrechten Reihen arbeitet, wobei jede Perle der unteren Reihe den Wert "1" und jede der oberen Reihe den Wert "5" bekommt. Es gibt jedoch keinen bekannten Abakus, der mit der Einteilung von zwei und vier Perlen oder Kugeln arbeitet, wie Mathematik-Professor Eli Maor "The Verge" bestätigt.

Erschwerend kommt hinzu, dass - selbst wenn man mit diesem stümperhaften Perlenarrangement theoretisch rechnen könnte -, der Abakus an sich falsch ausgerichtet ist, nämlich eben nicht senkrecht wie der "Suan-Pan".

Übrigens: Apple ist mit seinem falschen Emoji durchaus nicht allein: Auch auf Whatsapp, Twitter und Samsung findet man ebenfalls Abaki, die nicht wirklich funktionieren können. So grundlegend wie Apple, nämlich sowohl in der Anordnung der Kugeln als auch in der Ausrichtung, hat es jedoch kein anderer Anbieter ruiniert. Wer von Mathematik keine Ahnung hat, sollte diese also lieber nicht durch das Versenden vermeintlich vielsagender Emojis vortäuschen - echte Cracks erkennen die Inkompetenz sofort.

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