Durch das Kabel oder die Wolke: So gelingt der Smartphone-Umzug

Berlin · Das neue Smartphone ist da. Doch Kontakte, Nachrichten und Apps befinden sich immer noch auf dem alten Handy - denn Alt- und Neugerät haben verschiedene Betriebssysteme. Das macht den Datenumzug zu einer echten Herausforderung.

 Vertrauenswürdige Helfer? Wer seine Daten beim Smartphonewechsel über die Server von Google, Apple und Co. schickt, kann sich viel Arbeit ersparen. Foto: Andrea Warnecke

Vertrauenswürdige Helfer? Wer seine Daten beim Smartphonewechsel über die Server von Google, Apple und Co. schickt, kann sich viel Arbeit ersparen. Foto: Andrea Warnecke

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Schneller surfen und spielen, ein größeres Display oder die neusten Funktionen: Gründe für den Kauf eines neuen Smartphones gibt es genug. Nach Schätzungen der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik wechseln Handy- und Smartphonebesitzer in Deutschland alle 24 bis 28 Monate ihr Gerät. Schwieriger als die Suche nach dem passenden Modell ist es aber oft, gespeicherte Kontakte, Nachrichten, Apps und sonstige Daten vom alten Smartphone aufs neue zu übertragen.

Am einfachsten ist der mobile Umzug, wenn man "in der Familie bleibt", wie Uwe Baumgarten es nennt. Darunter versteht der Professor für Informatik an der Technischen Universität München zum Beispiel den Wechsel von iPhone zu iPhone oder von einem Android-Gerät zum nächsten. Bei Apple liegen alle Daten und Apps in iTunes und der iCloud, erklärt er. "Bei Android läuft das über das Google-Konto." In solchen Fällen reicht es, das neue Smartphone mit dem alten Account zu verknüpfen - und schon sind alle Kontakte und andere Daten wie Kalendereinträge oder Notizen auch dort verfügbar.

Per Cloud funktioniert auch der eigentlich kompliziertere Wechsel zwischen verschiedenen Betriebssystemen (OS) oft ganz gut: Sowohl Apples iCloud als auch Google- und Microsoft-Konten können Kontakte im sogenannten vCard-Format exportieren und importieren, für Kalendereinträge wird fast überall der iCal-Standard unterstützt. Wer seine Daten ohnehin mit den Servern der Anbieter synchronisiert, kann sie also bequem am Rechner vom einen zum anderen Dienst übertragen und bekommt sie so automatisch auch aufs Handy.

Je nach OS-Kombination funktioniert der Smartphone-Wechsel oft auch ohne Datenimport und -export: Ein iPhone lässt sich zum Beispiel leicht mit einem Google- oder Microsoft-Konto verknüpfen, ein Smartphone mit Windows Phone kann Kontakte und Kalendereinträge aus Apples iCloud übernehmen. Ein Google-Konto bei Windows Phone einzubinden, funktioniert ebenfalls - entweder über die Standards CalDAV und CardDAV oder über die Microsoft-Variante ActiveSync.

Wer seine Daten nicht über die Server der Konzerne verschieben möchte, kann Kontakte und Termine auch mit Hilfe eines Rechners vom Handy holen und auf ein neues Gerät kopieren. iPhone-Besitzer können etwa mit iTunes ein Backup der Handy-Daten erzeugen und auf ein neues Gerät spielen oder auch die Daten aus dem Windows-Konktaktverzeichnis synchronisieren. Hersteller wie HTC, Samsung oder LG bieten für den Android-Umzug eigene Software. Der Smartphone-Wechsel funktioniert darüber aber oft nur, wenn die Geräte vom selben Hersteller stammen.

Eine Android- und Symbian-Alternative ohne Herstellerbindung ist das Programm MyPhoneExplorer. Die kostenlose Software kann auch SMS von Gerät zu Gerät übertragen oder exportieren. Wer nur diese Funktion braucht, kann sich mit der Gratis-App SMS Backup & Restore für Android behelfen: Sie speichert SMS als XML-Datei, verschickt diese per Mail und stellt die Nachrichten schließlich auf dem neuen Smartphone wieder her. Der Umweg über den PC entfällt.

Die altmodischste Umzugsmethode für Kontakte ist der Transport per SIM-Karte. "Das funktioniert heute noch gut und ist vielleicht die einfachste Variante", sagt Neuhetzki. Das gilt vor allem dann, wenn das Altgerät noch ein klassisches Handy und kein Smartphone ist. Allerdings bieten die SIM-Karten nicht unbegrenzt Speicherplatz. Außerdem gibt es ein weiteres Limit: "Ich kann jedem Namen nur eine Telefonnummer zuordnen", erklärt Thorsten Neuhetzki vom Telekommunikationsportal "Teltarif.de". Wer mehrere Nummern für den gleichen Namen hat, muss für die SIM-Übertragung getrennte Datensätze wie "Müller privat" und "Müller geschäftlich" anlegen. Das ist nicht mehr zeitgemäß.

Auch der Umzug mit Apps klappt immer dann am besten, wenn die Betriebssysteme von altem und neuem Smartphone übereinstimmen. In solchen Fällen können Nutzer das einmal gekaufte Programm für ihr neues Smartphone noch einmal herunterladen. Grenzen gibt es beim Wechsel zwischen Smartphones und Tablets: Sowohl für Android als auch für iOS gibt es manchmal zwei Versionen der gleichen App.

Daten aus Anwendungen wie Spielstände oder Favoriten in Shopping-Apps gehen beim erneuten Download nicht zwingend verloren. "Oft sind die nicht an das Telefon, sondern an das Nutzerkonto beim Anbieter gebunden und auf dessen Server gespeichert", erklärt Uwe Baumgarten. In diesem Fall klappt der Gerätewechsel mit Datenübernahme sogar zwischen verschiedenen Betriebssystemen. Voraussetzung ist allerdings, dass es die App für das neue Betriebssystem gibt. Und noch einmal kaufen muss der Nutzer die App beim Systemwechsel auf jeden Fall.

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