Fluss in Bonn Elf kuriose und wissenswerte Fakten über den Rhein

Bonn · Was wäre Bonn schon ohne den Rhein? Mitten durch die Stadt zieht er seine gewaltige Schneise und prägt das Stadtbild mit seiner Schönheit und Wildheit. Doch wie gut kennen wir den ständig rauschenden Begleiter Bonns überhaupt? Hier sind elf kuriose Fakten rund um den Rhein.

Rhein in Bonn: 11 wissenswerte Fakten über den Fluss
Foto: Benjamin Westhoff

Der Rhein: mal ist er idyllisch, mal wild, mal leise, mal laut, mal blau, mal schwarz-grau. An seinen Ufern baden die Bonner in der Sonne oder kämpfen gegen Wind und Wetter oder gar Hochwasser an. Auch wenn der Rhein der wohl treuste Begleiter der Stadt Bonn und ihrer Bewohner ist, so zeigt er doch täglich ein anderes Gesicht. Doch was wissen wir eigentlich über ihn und seine tausend Gesichter? Es wird Zeit, Vater Rhein besser kennen zu lernen und wenigstens ein paar Wissenslücken zu schließen. Hier sind elf kuriose Fakten über den Rhein.

1. Warum heißt der Rhein so wie er heißt?

Einfacher als gedacht: Bezieht man sich auf die indogermanische Wurzel des Namens unseres großen Flusses zurück, so bedeutet sein Name nichts anderes als „fließen“. Aus der Wortwurzel entstand übriges auch das deutsche Verb „rinnen“ oder das lateinische Wort „rivus“ und daraus wiederum das englische „river“ oder spanische „rìo“ für Fluss.

Im Quellgebiet des Rheins enthalten zahlreiche kleine Quellflüsse den Namensteil „Rein“. Möglicherweise könnte der Rhein von der vorrömischen Bevölkerung im Quellgebiet seinen Namen verliehen bekommen haben. Oder aber er hat ihn von den Kelten bekommen, die ihn Rhenos nannten. Die Römer nannten den Rhein Rhenus. Übrigens ist der Rhein selbst Namensgeber für das 1925 entdeckte chemische Element Rhenium

Rhein in Bonn: 11 wissenswerte Fakten über den Fluss
Foto: Museum

2. Der Rhein ist Fluss und Gott

In der Antike verlieh man dem Rhein sogar seinen eigenen Gott: Rhenus ist als Flussgott die Personifikation des Rheines. In Überlieferungen wird er als stiergestaltiger, behörnter „Vater aller Nymphen und Flüsse“ bezeichnet. In vielen Inschriften findet man deshalb auch die Bezeichnung „Rhenus Pater“, also Vater Rhein. Wegen seiner Hörner nannten die Römer den Gott auch „zwiegehörnter Rhenus“ oder „Rhenus mit den gebrochenen Hörnern“. Zweitgenannte Bezeichnung ist auf die Unterwerfung der Völker am Rhein durch die Römer zurückzuführen.

Rhenus wurde mal als Mischwesen - halb Stier, halb Mensch - und mal als Mensch mit Stierhörnern dargestellt. Andere Merkmale waren Schilfrohr, Ähren oder Füllhorn, die als eine Anspielung auf seine Funktion als Fruchtbarkeitsgottheit zu deuten ist.

3. Wie viel Wasser fließt durch den Rhein?

Der Rhein ist von seiner Quelle in der Schweiz bis zu seiner Mündung in den Niederlanden 1232,7 Kilometer lang. Die Region Bonn/Rhein-Sieg durchfließt er auf rund 20 Kilometern, nimmt man den Ahrkreis dazu, sind es etwa 40 Kilometer. Die beiden Rheinseiten werden auf dieser Strecke durch drei Brücken und sieben Fähren verbunden. Doch wie viel Wasser fließt unter diesen Brücken hindurch?

Das hängst zunächst einmal vom Pegelstand ab. Im vergangenen Jahr hatte der Rhein am 7. Februar mit 827 Zentimetern seinen höchsten Pegelstand. Herrscht so ein Pegelstand, dann fließen 7480 Kubikmeter pro Sekunde durch Bonn. Das entspricht 7.480.000 Litern pro Sekunde - und das sind in etwa 62.333 Badewannen voller Wasser. Den kleinsten Pegel hatte der Rhein übrigens vergangenes Jahr am 26. November mit 134 Zentimetern. Bei so einem Pegel fließen dann nur 852 Kubikmeter pro Sekunde durch Bonn. Im Vergleich zur vorherigen Zahl, könnte man sagen, es sind „nur“ 7.100 Badewannen voll Wasser.

Übrigens: Auf Höhe der Kennedybrücke ist der Fluss 400 Meter breit und hat eine mittlere Fließgeschwindigkeit von sieben bis acht Stundenkilometern - also eine freundliche Jogginggeschwindigkeit.

Rhein in Bonn: 11 wissenswerte Fakten über den Fluss
Foto: Volker Lannert

4. Wie eisig wird der Rhein?

Vorweg, die Frage nach der Wassertemperatur erörtern wir nicht, um den besten Zeitpunkt zum Baden festzustellen. Denn das ist im Rhein verboten und lebensgefährlich. Aber dennoch wollen wir einen Blick auf die Wassertemperatur werfen und sehen, dass der Rhein ziemlich wechsellaunig sein kann. Im vergangenen Jahr etwa wurde an der Messstation in Bad Honnef im Februar die niedrigste Wassertemperatur im Jahr gemessen: Sie betrug rund 3 Grad. Im Juni vergangenen Jahres war von der klirrenden Kälte im Rhein keine Spur mehr - die höchste gemessene Temperatur 2021 lag bei fast 24 Grad.

Doch Vater Rhein kann auch eiskalt. Er zeigte sich den Bonnern schon das ein oder andere Mal im Eismantel. So zum Beispiel im Winter 1962/1963, der mit einem Mittelwert von minus vier Grad in NRW als kältester Winter des vergangenen Jahrhunderts in die Geschichte einging. Auch im Jahr 1929 war es so kalt, dass sich eine dicke Eisschicht auf dem Rhein bildete und viele Menschen auf dem Rhein spazieren gingen. Im Mittelwert war es in jenem Winter minus drei Grad kalt. Der Februar 1929 erreichte sogar eine Durchschnittstemperatur von eisigen minus 6,7 Grad.

Im Januar 1947 hatte sich der Rhein sogar zu einer Eiswüste verwandelt: Vor dem Winter hatte es viel zu wenig geregnet. Im Januar erreichten die Temperaturen dann minus 17,5 Grad und damit froren die letzten Wasserreste im Flussbett des Rheines zu. Für die Versorgung mit Lebensmitteln, Brennmaterial und Rohstoffen war das eine Katastrophe.

Rhein in Bonn: 11 wissenswerte Fakten über den Fluss
Foto: Foto: Stadtarchiv Bonn

5. Kann der Rhein noch immer zufrieren?

Ob man bei der Nachricht aufatmet oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden: Aber der Rhein wird heutzutage keinen Eismantel mehr anlegen - selbst bei eisigen Temperaturen weit unter null Grad. Warum? Diplom-Meteorologe, Thomas Kesseler-Lauterkorn, erklärt: Ein zugefrorener Rhein ist in Zeiten des Klimawandels fast undenkbar. Dafür würde es auch nicht ausreichen, wenn es mal für eine Woche richtig kalt werde. Da brauche man schon eine mehrere Wochen anhaltende Kälte mit Minusgraden. Hinzu komme, dass sich auch der Rhein selbst verändert habe. Das Wasser des Flusses sei heute durch die Abwärme der Industrie deutlich wärmer als damals. Und auch die Fließgeschwindigkeit habe sich durch Flussbegradigungen verändert und sei schneller geworden.

6. Wie viele Schiffe fahren über den Rhein?

Der Rhein ist eine der meistbefahrenen Binnenwasserstraßen weltweit. Die auf der Wasserstraße verkehrende Flotte kann auf etwa 6900 Schiffe geschätzt werden. Das entspricht einer Tragfähigkeit von 10 Millionen Tonnen, die sich auf 1200 Schubleichter, 4400 Schiffe mit Eigenantrieb und 1300 Tankschiffe verteilen, gibt die Zentralkommission für die Rheinschifffahrt an. Die transportierten Mengen belaufen sich an der deutsch-niederländischen Grenze auf 200 Millionen Tonnen. Wenn man den Verkehr auf dem niederländischen Rhein hinzuzählt, kann man von 310 Millionen Tonnen auf dem Rhein transportierter Güter ausgehen. Im Kölner Raum verkehren täglich durchschnittlich 400 Schiffe.

Die Zahl der Schiffe auf dem Rhein lässt sich noch beziffern. Doch die der kleinen Boote unterschiedlichster Art, der Vereine oder Privatpersonen auf dem Rhein, sicherlich schon nicht mehr. Vor allem wenn man die Definition von Booten etwas weiter fasst: So sah man beispielsweise im Juni 2020 einen großen, pinken Gummi-Flamingo auf dem Rhein treiben. Ein 29-jähriger Mann ist mit der Luftmatratze in Form eines Flamingos in Bonn-Beuel auf den Rhein gegangen und wollte diesen mit dem Gefährt überqueren. Die Folge war ein Großeinsatz der Rettungskräfte: Insgesamt 45 Kräfte von Polizei, Wasserschutzpolizei, DLRG, Feuerwehren aus dem Rhein-Sieg-Kreis, der Stadt Bonn, dem Rettungsdienst sowie ein Rettungshubschrauber waren im Einsatz, im Glauben der Mann sei bewusstlos.

7. Weitere kuriose Besucher des Rheins

Doch der Flamingo ist bei weitem nicht das kurioseste Tier, das die Bonner vom Ufer aus beobachten konnten. Vor etwa 50 Jahren schwamm ein weißer Wal den Rhein bis Rolandseck hinauf und mischte die Bonner auf. Erst nach einem Monat kehrte er zurück ins Meer. Es handelte sich um einen etwa vier Meter langer Weißwal, von Zoologen auch Beluga genannt – mehrere tausend Kilometer entfernt von seinem natürlichen Lebensraum, den arktischen Gewässern.

Doch wie kam er nach Bonn? Der Beluga war für einen englischen Zoo bestimmt, das Frachtschiff mit dem Meeressäuger an Bord geriet in einen Orkan, das Schiff krängte in schwerer See, die meterhohen Wellen spülten schließlich den Wal über Bord.

Viele Jahr später - im Herbst 2018 - verirrte sich ein Wildschwein in den Rhein. Das Tier war zuvor durch Limperich gelaufen und hatte dabei einen Radfahrer verletzt. Nach der Attacke hatte sich das Wildschwein wieder auf den Weg Richtung Rheingemacht, wo es vergeblich versuchte, das Rheinschiff "Hansestadt Hamburg" zu entern. Auf Höhe des Römerbades sichtete die Besatzung der Wasserschutzpolizei das schwimmende Schwein etwa 20 Meter vom Ufer entfernt. Um 13.15 Uhr konnte die Polizei dann Entwarnung geben: "Das Schwein ist aus dem Rhein".

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Foto: dpa/Egon Steiner

8. Der größte Fisch des Rheins

Ein Krokodil am Rheinufer? Nein, so weit ist es noch nicht gekommen. Doch war das die erste Assoziation einer Bonnerin, die mit ihrem Sohn im Rhein einen großen Schatten beobachtete. Dass es sich bei ihrer Entdeckung um einen riesigen Wels handelte, das bestätigt Frank Molls, Geschäftsführer des Rheinischen Fischereiverbandes von 1880. „Die Art ist in diesen starken Beständen neu im Rhein und man vermutet, dass sie von der allgemeinen Erwärmung profitiert. Es gibt viele Welse im Rhein, auch in NRW“, erklärt er. Dabei kann der Raubfisch in hiesigen Gewässern durchaus eine Länge von bis zu zwei Metern erreichen und ist damit die größte Fischart des Rheins.

Rhein in Bonn: 11 wissenswerte Fakten über den Fluss
Foto: Polizei Bonn

„Der Wels frisst eigentlich alles, was in sein Maul passt - außer Pflanzen“, erläutert Fabian Herder, Kurator für Fischkunde beim Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn, kurz und knapp. Da er hauptsächlich nacht-aktiv sei, stünde auf seinem Speiseplan neben allen vorkommenden Fischen auch Krabben, unvorsichtige Enten, seltene Haubentaucher und badende Tauben, fügt Herder hinzu.

Rhein in Bonn: 11 wissenswerte Fakten über den Fluss
Foto: Susanne Absalon

Für den Menschen, so der Fischkundler und Hobby-Angler, sei der Wels trotz seiner Größe nur in absoluten Ausnahmefällen eine Gefahr - zum Beispiel, wenn man aus Versehen in seinen Laich trete, könne er schon mal zuschnappen. Da er jedoch nur über sehr viele kleine Zähne verfüge, entstünden dabei höchsten Schürfwunden und blaue Flecke, so Herder. Für Haustiere wie Hunde kann der Raubfisch aber eine echte Gefahr sein. Bei kleinen badenden Hunden würde Herder jedenfalls nicht seine Hand ins Feuer legen, dass nichts passiere.

9. Rheinwasser ist Trinkwasser

Schon gewusst, dass man den Rhein auch trinken kann? Vorsicht: Nicht direkt aus dem Fluss - aber aufbereitet schon. „Von 60 Millionen Menschen, die heute im Einzugsgebiet des Rheins wohnen, trinken 30 Millionen aufbereitetes Rheinwasser, das meist aus Uferfiltrat gewonnen wird“, berichtet die Internationale Kommission zum Schutz des Rheines (IKSR). Das Rheinwasser, das monatelang durch verschiedene Erd- und Kiesschichten gesickert und hierbei gereinigt worden ist, wird zumeist über Brunnen gefördert und in Aufbereitungsanlagen befördert.

10. Warum sprudelt es im Rhein?

Eine neue Rheinquelle oder gar ein Geysir? Am Rheinufer etwa in Höhe des Kameha-Hotels entdecken Spaziergänger dann und wann einen Strudel, der sich aus dem Rhein abhebt und in einem größeren Durchmesser emporsprudelt. Was hat es damit auf sich?

Des Rätsels Lösung ist eher alltäglicher Natur. An der beschriebenen Stelle befindet sich der Ablauf der Kläranlage Bad Godesberg, wie die Stadt Bonn erläutert. Auch das Wasser- und Schifffahrtsamt in Duisburg, das für die Wasserstraße zuständig ist, bestätigte, dass auf den Fotos die Stelle eines „Auslasses“ zu sehen sei. Schmutzwasser wird an der Stelle nicht in den Rhein geleitet, sagt Pressesprecherin Valeska Bergmann. „Bevor Wasser auf diese Weise in den Fluss geleitet wird, wird es gereinigt“, sagt sie. Die Wassereinleitung der Stadt Bonn sei auf Karten verzeichnet und genehmigt.

Trotzdem ranken sich um diese Strudel immer wieder allerhand Spekulationen. Vor Jahren sei sogar einmal eine Walsichtung von Bürgern vermutet worden, heißt es von der Behörde.

Rhein in Bonn: 11 wissenswerte Fakten über den Fluss
Foto: Kay-Enno.Andrews

11. Warum Geldbeutel im Rhein gewaschen werden

Am Aschermittwoch ist alles vorbei - zumindest, was den Karneval betrifft. Die Düsseldorfer verbrennen ihren Hoppeditz und die Kölner ihren Nubbel. Dann ist erstmal Schluss. In Bonn gibt es da eine ganz andere Tradition:

In dem feierlichen Umzug des Bonner Stadtsoldaten-Corps von 1872, der sich seit seiner Gründung alljährlich am Ende der Karnevalssession auf den Weg zum Rheinufer macht, ist das ehemalige Bonner Prinzenpaar dann auch nicht mehr als solches zu erkennen, da es am Vorabend seine Ornate samt Insignien abgeben musste. Am Ufer angekommen, werfen die allesamt in schwarz gekleideten Herrschaften ihre an einer langen Kordel befestigten leeren Portemonnaies in die Fluten und waschen sie aus.

Rhein in Bonn: 11 wissenswerte Fakten über den Fluss
Foto: barbara frommann

Diese Aschermittwochszeremonie blickt auf eine jahrhundertealte Tradition zurück und findet sich im Rheinland nur in Bonn. Das Ritual entstand um die Jahrhundertwende, als eine Vielzahl von Steuern ins Leben gerufen wurden – darunter die Sektsteuer, die es heute noch gibt, oder die Glühbirnensteuer, die noch bis 1993 Gültigkeit hatte. Auch bei den traditionell von den Bonner Stadtsoldaten für arme Menschen gesammelten Geld- und Lebensmittelspenden wollte der Fiskus zulangen.

Was häufig fälschlicherweise als Trauerakt bezeichnet wird, ist also in Wirklichkeit ein Aufbegehren gegen die Obrigkeit - die Botschaft: „Es ist kein Geld mehr da, um Steuern zu zahlen.“

Und zum Schluss noch ein kleiner Exkurs in antike Bräuche am Rhein: Die Kelten und Germanen sollen ihre Neugeborenen ins kalte Wasser des Rheins getaucht haben, um zu schauen, ob sie ehelich sind, oder auch nur, um sie abzuhärten. Die Germanen, Kelten und Römer brachten ihren Flussgöttern zudem Opfer dar.

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