Prozessoren-Primus Intel sucht neuen Chef

Santa Clara · Einer der mächtigsten Manager der Technologiebranche verabschiedet sich überraschend: Intel-Chef Paul Otellini hört im Mai auf. Ein Nachfolger stehe noch nicht fest, teilte der weltgrößte Chipkonzern am Montag mit.

 Intel-Konzernchef Paul Otellini spricht auf der International Consumer Electronics Show in Las Vegas. Otellini wird im Mai seinen Posten aufgeben. Foto: Dan Gluskoter

Intel-Konzernchef Paul Otellini spricht auf der International Consumer Electronics Show in Las Vegas. Otellini wird im Mai seinen Posten aufgeben. Foto: Dan Gluskoter

Foto: DPA

Intel dominiert mit seinen Prozessoren den PC-Markt, schafft es aber seit Jahren nicht, im boomenden Geschäft mit Smartphones und Tablets Fuß zu fassen.

Otellini ist in der 45-jährigen Firmengeschichte erst der fünfte Konzernchef überhaupt. Üblicherweise, darauf verwies das "Wall Street Journal", seien seine Vorgänger bis zum Rentenalter von 65 Jahren geblieben. Otellini ist 62 Jahre alt. Er gehe auf eigenen Wunsch, erklärte Intel.

"Es ist an der Zeit, weiterzuziehen und das Ruder bei Intel an eine neue Führungsgeneration abzugeben", sagte Otellini. Er war knapp vier Jahrzehnte im Unternehmen, davon stand er beinahe acht Jahre an der Spitze des Chipkonzerns. Unter seiner Ägide wuchs Intel kräftig, wurde zuletzt aber von der Flaute im PC-Markt erwischt. Umsatz und Gewinn fielen im vergangenen Quartal.

Nun beginnt die Suche nach einem Nachfolger. Er oder sie muss Intel im mobilen Geschäft stärker aufstellen. Denkbar sind interne wie externe Kandidaten. Zu den Anwärtern aus den eigenen Reihen zählen Software-Spartenchefin Renee James, der fürs Tagesgeschäft und die Fertigung zuständige Brian Krzanich sowie Finanzchef Stacy Smith. Sie alle wurden am Montag zu Geschäftsführenden Vizepräsidenten befördert.

Verwaltungsratschef Andy Bryant lobte Noch-Amtsinhaber Otellini als "starke Führungspersönlichkeit". Er habe das Unternehmen durch schwierige Zeiten geführt. Damit dürfte Bryant besonders auf die Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 anspielen, die Intel fast ohne Blessuren überstanden hatte - anders als etwa der wesentlich kleinere Rivale AMD.

Während Otellinis Amtszeit stieg der Jahresumsatz von 39 Milliarden auf 54 Milliarden Dollar. Die Aktionäre durften sich über 23,5 Milliarden Dollar an Dividenden freuen. Intel-Prozessoren - die Rechenherzen eines Computers - stecken heute in vier von fünf Personal Computern. Mit einem Börsenwert von mehr als 100 Milliarden Dollar (78 Mrd Euro) gehört das Unternehmen aus dem kalifornischen Santa Clara zu den teuersten Konzernen der Welt.

Allerdings ist der Kurs seit Jahresbeginn um 17 Prozent gefallen. Grund ist der deutlich rückläufige PC-Absatz. Zum einen halten sich Firmen angesichts der unsicheren Wirtschaftslage mit Neuanschaffungen zurück. Zum anderen greifen viele Verbraucher mittlerweile eher zu einem Tablet-Computer wie Apples iPad - oder ihr Smartphone reicht ihnen für die gelegentliche Internet-Nutzung.

Bei Smartphones und Tablet-Computern werden besonders sparsame Chips benötigt. Hier ist die Technologie des britischen Chip-Entwicklers ARM führend. Intel-Prozessoren, die leistungsstärker, aber dadurch auch stromhungriger sind, stecken bisher nur in einigen wenigen Smartphone-Modellen.

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Intel-Mitteilung

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