Erfinder schickte Werbung an 400 Kontakte Vor 40 Jahren wurde die erste Spam-Mail verschickt

Bonn · Erfinder zu sein bringt Ruhm, Ehre, Anerkennung - außer vielleicht, man hat die Spam-Mail erfunden. So wie der Amerikaner Gary Thuerk. Am Donnerstag vor 40 Jahren verschickte er die erste elektronische Massenwerbung. Immerhin Geld brachte sie ihm.

 Der Begriff "Spam" geht auf das gleichnamige Dosenfleisch zurück.

Der Begriff "Spam" geht auf das gleichnamige Dosenfleisch zurück.

Foto: dpa

Das Ausmaß seiner Idee dürfte Gary Thuerk nicht bewusst gewesen sein, als er am 3. Mai 1978 eine Werbenachricht an all seine elektronischen Kontakte verschickte. Das waren zu diesem Zeitpunkt gut 400, und Thuerk, Marketingmanager bei der Computerfirma Digital Equipment Corporation in Massachussetts, schickte sie über das Arpanet, den Vorläufer des heutigen Internet. Er erreichte rund ein Fünftel derjenigen, die damals über das Arpanet weltweit vernetzt waren - ein Traum für heutige Spammer und aus heutiger Sicht die erste sogenannte "unverlangte Massen-E-Mail".

Thuerk bewarb in seiner Nachricht einen neuen Computer, den seine Firma im Dezember des Jahres auf den Markt bringen wollte. "Wir wollten keine Einladungen verschicken", so seine lapidare Begründung für die Werbemail. Er habe zwar gewusst, dass er eine Grenze überschritt, sagte Thuerk viele Jahre später dem Magazin Computerworld. "Aber ich habe es als E-Marketing gesehen. Wir wollten so viele Leute wie möglich über unser neues Produkt informieren."

Das gelang in der Tat: Computer im Wert von 13 Millionen Dollar seien durch die neuartige Kampagne verkauft worden, so Gary Thuerk, der sich selbst lieber als "Vater des E-Marketing" denn als Spam-Erfinder bezeichnet. Gleichwohl trudelten jede Menge Beschwerden über die nicht angeforderte Nachricht bei ihm ein: "Ein Arpanet-Mitarbeiter rief mich an und fuhr mich an, ich solle das nie wieder tun", berichtete Thuerk. Einer der Empfänger klagte, er habe seinen Computer nicht benutzen können, weil die Spam-Nachricht den kompletten Festplattenspeicher belegt habe.

Kein Spam im heutigen Sinne

Trotzdem: Spam im heutigen Sinne sei seine Werbung gar nicht gewesen, beteuerte Thuerk. Schließlich sei sie nicht ungefiltert an eine riesige Menge von Empfängern gegangen, sondern gezielt an eine bestimmte Liste von Personen, die vom Fach und am Thema interessiert gewesen seien.

Heute sind einer Studie zufolge mehr als 90 Prozent der weltweit versendeten E-Mails Spam. Der "Datenmüll" verursacht erheblichen Schaden: in den USA jährlich rund 22 Milliarden Dollar. Eine Verantwortung dafür weist Gary Thuerk von sich: "Sie machen doch auch nicht die Gebrüder Wright für jedes Problem beim Fliegen verantwortlich."

Der Erfinder der Spam-Mail selbst ist übrigens nicht sehr leicht zu erreichen, wie die Computerworld verrät. Weder seine Telefonnummer noch die E-Mail-Adresse macht er öffentlich, und sein Postfach ist mit einem professionellen Spamblocker ausgestattet. Er bevorzuge es, nur Mails von Leuten zu empfangen, die er selbst überprüft habe, so Thuerk.

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