Uli Hoeneß aus Haft entlassen Drei Kisten Bier und eine Kapelle

Bonn · Uli Hoeneß ist frei – mehr ist nicht zu verzeichnen. Aber das reicht für einen medialen Hype. Was so alles an Informationskrümeln abfiel.

 Frieren für Hoeneß: Reporter vor dem Haus des Ex-FC-Bayern-Präsidenten in Bad Wießsee.

Frieren für Hoeneß: Reporter vor dem Haus des Ex-FC-Bayern-Präsidenten in Bad Wießsee.

Foto: dpa

Es hätte der Freitag sein können, der Samstag, es wurde dann der Montag: Uli Hoeneß, Ex-Präsident des FC Bayern München, hat gestern die Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech verlassen. Viel mehr ist nicht passiert. Aber wer sucht, der findet immer einen Informationskrümel, der – mit Spannung suggerierender Uhrzeit und in fetten Lettern im Netz platziert – etwas hermacht.

Um den Krümel zu finden, wurden reihenweise Reporter, Kameraleute und Fotografen zu Frühaufstehern – wo sie jeweils standen, hatte dann entscheidende Auswirkungen auf die Krümelaktion. Option eins: das Freigängerhaus Rothenfeld. Dort herrscht laut der Onlineplattform der Zeitung „Die Welt“ gegen 6.37 Uhr Gedränge. Viele sind da, einer nicht: Hoeneß.

Um 6.49 Uhr hat dann einer von den vielen mal angerufen im Justizministerium München. Dort bestätigt ein beamteter Frühaufsteher, was die meisten schon ahnen: Hoeneß ist längst draußen, und keiner hat's mitbekommen. Tapfer werden Bilder von Außenansichten der Justizvollzugsanstalt in der Morgendämmerung gepostet, dazu spektakuläre Informationen wie die, dass Hoeneß sich angeblich mit FC-Bayern-Fanartikeln von seinen Mithäftlingen verabschiedet haben soll. Wie nett.

Um 7.16 Uhr stellt ein Reporter, der vor Hoeneß' Haus in Bad Wießsee Position bezogen hat, fest: Es brennt Licht.

Weil die Frage, ob Hoeneß den Lichtschalter betätigt hat (Wow!), noch nicht abschließend geklärt werden kann, wird erst mal weiter aus der Konserve berichtet. Diesmal von Hoeneß' Leiden im Gefängnis, insbesondere aufgrund der – Zitat Hoeneß – „totalen medialen Beobachtung“. Tja, Uli, das Leiden geht, wie's aussieht, weiter. Um 8.13 Uhr gibt es unter der Schlagzeile „Neue Infos vom Tegernsee“ folgende Krümel: Hoeneß ist laut seinem Sohn Florian „schon lange da“, Hoeneß hört – laut Reportern – gerade Songs von Rod Stewart, Hoeneß bekommt Besuch – nicht von Beckenbauer, aber immerhin von einer Blaskapelle, geschickt von den Bad Wießseer Einwohnern, zur Feier des Tages. Um 9.45 Uhr sagt Sportmoderator Waldemar Hartmann auf N 24, er glaube, Hoeneß werde wieder FC-Bayern-Präsident. Zitat Waldi: „Ich denke, er greift voll wieder an nach seinem Urlaub.“

Die Schlagzeile um 10.22 Uhr: Drei Kisten Bier werden aus einem Audi ins Hoeneß-Haus getragen. Na so was! Info-Krümel um 11.30 Uhr: Die Kapelle zieht ab – und keiner der Musikanten will den Reportern verraten, was sie geblasen haben. Können wir mit dieser fehlenden Information leben? Können wir. Gerne sogar.

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