Thomy hat Design geändert Ende einer Ära: Senfgläser nicht mehr in Trinkglas-Form
Meinung | Bonn · Es ist das Ende einer Ära: Thomy ersetzt bei den Senfgläsern seine traditionelle Trinkglas-Form durch einen Schraubverschluss. Senfglas-Fans sind verzweifelt. Zu Recht, findet unser Autor.
Dass es Trinkgläser gibt, die man einfach so kaufen kann, Gläser, in denen vorher kein Senf drin war: Das können sich manche Menschen gar nicht vorstellen. Ob aus der blanken Not heraus, der Umwelt zuliebe oder weil es einfach Kult ist, umgibt man sich mit Gläsern, die im „ersten Leben“ etwa Behältnisse für Delikatesssenf mittelscharf waren und jetzt für den Genuss von Säften oder Bier genutzt werden. Keine neue Idee: In den 1830er Jahren wurde ein solches wiederverwendbares Gefäß erstmals von dem Berliner Carl Kühne zum „Deutschen Reichs-Gebrauchsmuster“ angemeldet: ein kleines Pressglas mit Henkel, das sich, wenn der Senf gegessen war, als Trinkglas weiter verwenden ließ. In den 1950er, 1960er Jahren setzte sich das Senf-Trinkglas breit durch. Zeitlose Form, robust, billig: ein solides, äußerst beliebtes Alltagsglas für alle.
Senfglas-Fan verzweifelt
Nur so lässt sich die Brisanz des Alarmrufs erklären, den eine Kollegin jetzt auf ihr Smartphone bekam: „Katastrophe!“, steht da, „Die Glasform wurde geändert, und man kann es danach nicht weiter als Trinkglas nutzen. Eine Welt bricht zusammen. Mein ganzes Senf-Konzept basierte nur auf der Glasform. Ich denke, Thomy hat da eine Grenze überschritten.“ Darunter ein Foto mit einem Senfglas mit Schraubverschluss. Klar, dass man aus dem Glas nichts trinken mag. Klar auch, dass wir uns dieses Hilferufs annehmen müssen. Eine Internetrecherche ergab, dass es offenbar durchaus noch den Klassiker „mit griffgerechter Einschnürung zwischen einem schweren Sockel und dem leicht kelchförmigen Oberteil“ gibt, wie ein Feingeist schreibt.
Eine Presseanfrage folgte. Am Montagabend bestätigte der Lebensmittelkonzern, zu dem die Senfmarke gehört, das Auslaufen der Senfgläser. Seit Anfang Oktober „ersetzt ein Schraubglas die bisherige Trinkglas-Form“. Das sei einfacher zu handhaben, so die Nestlé-Pressesprecherin.