Götz Alsmann: "Musik ist einfach mein Beruf"

Der Münsteraner Götz Alsmann präsentiert an diesem Sonntag die "Nachtmusik" im ZDF mit feinen Änderungen

Götz Alsmann: "Musik ist einfach mein Beruf"
Foto: ZDF/Stefan Menne

Mit gewagter Haartolle und in korrekten Anzügen mit Einstecktuch moderiert und kaspert sich Götz Alsmann (51) Woche für Woche durch die Sendung "Zimmer frei" im WDR. Regelmäßig gibt es in dieser Fernseh-WG auch Hausmusik, denn Alsmann ist promovierter Musikwissenschaftler und Musiker aus Leidenschaft.

Er hat den "Jazz-Schlager" erfunden und spielt fast jedes Instrument. An diesem Sonntag um 23.25 Uhr präsentiert er im ZDF wieder einmal "Götz Alsmanns Nachtmusik". Mit dem Multitalent sprach Reinhard Meyer.

General-Anzeiger: Alle halbe Jahre läuft Ihre "Nachtmusik". Das Konzept wurde geändert - was stimmte nicht daran?

Götz Alsmann: Dass etwas nicht stimmte, kann man so nicht sagen. Es hat sich herauskristallisiert, dass dieses intime gemeinsame Musizieren mit den Gästen eine Art Alleinstellungsmerkmal ist - jetzt machen wir das in einem etwas destillierteren Rahmen.

GA: Heißt das geschrumpft, vielleicht auch verjüngt und popularisiert?

Alsmann: Das sind Vokabeln, die zumindest nicht mir gegenüber in den Mund genommen worden sind. Nein, es ist eine Mischung, wie es sie auch in den früheren Sendungen gab. Das überraschende gemeinsame Musizieren, die Gespräche und der Humoranteil, das können wir in diesem Rahmen jetzt stimmiger transportieren.

GA: Ist die Sendung ein Herzensprojekt von Ihnen?

Alsmann: Ja - und das in jeder Form. Es gibt heutzutage nicht viele Formate im Fernsehen mit sei es klassischer oder anderer live gespielter Musik.

GA: So eine unkonventionelle künstlerische Mischung hat zuletzt Alfred Biolek versucht...

Alsmann: Oh...das ist lange lange her! Und hätte heute im frühen Abendprogramm wohl keine Chance mehr.

GA: Apropos: Die Show läuft sehr spät und ist beschämend kurz. Wie ein Herzensprojekt des ZDF wirkt das nicht.

Alsmann: Immerhin senden wir jetzt im fünften Jahr. Das sagt doch viel aus. Von der Sendezeit verspricht man sich eine Steigerung der Quote.

GA: Sehen Sie sich als eine Art Vermittler, der dem Publikum die Klassik und das etwas Nischenartige näherbringen will?

Alsmann: Man schwenkt die Fahne und sagt: Seht her, was es noch so alles gibt. Es gibt eine mir völlig unverständliche Scheu vor der Klassik, eine Schwellenangst. Viele sagen ja, die klassische Musik ist kaputt gemacht worden durch die Häppchenkultur. Ich glaube, das Gegenteil ist der Fall. Früher gab es viel mehr Klassik-Häppchen im deutschen Fernsehen. Das hat dazu beigetragen, sie populär zu halten.

Man kann wunderbar schimpfen, dass man aus Nabucco nur den Gefangenenchor kennt. Aber: Solange der Chor, von Anneliese Rotenberger anmoderiert, von Robert Stolz dirigiert, damals zu sehen war, kam er in jedes Wohnzimmer. Und heute: Die Selbstzufriedenheit der Puristen hat sicher massiv dazu beigetragen, dass klassische Musik im Fernsehen so einen schweren Stand hat.

GA: Musik kann heilende Wirkungen haben. Beeinflusst Musik Ihren Seelenzustand?

Alsmann: Tut sie eigentlich nicht. Musik ist einfach mein Beruf. Sie würden sich wundern, wie wenig ich mich privat von Musik berieseln lasse.

GA: Gibt's bei Ihnen denn Hausmusik? Ihr Sohn soll auch sehr musikalisch sein.

Alsmann: Es gibt sie, natürlich. Mein Sohn ist so aufgewachsen.

GA: Mit welchem Instrument können Sie absolut gar nichts anfangen?

Alsmann: Mit Keyboards.

GA: Würden Sie gerne in einem früheren Jahrzehnt leben?

Alsmann: Kann man nicht pauschal mit Ja oder Nein beantworten. Aber ich sympathisiere mit Attitüden aus gewissen Epochen. Die Wichtigkeit von Bildung, die Freude am Handwerk, als man noch Schuhe zum Schuhmacher brachte, die Bücher zum Buchbinder. Das hätte mir gefallen.

GA: Gefällt Ihnen der Kleidungsstil von früher auch besser?

Alsmann: Ich finde, dass die modischen Fallen heute dichter gestreut sind. Es scheint zwei Tage die Sonne - da sehen Sie genug Geschmacksabstürze auf der Straße, das Zu-Boden-Gehen jeder Selbstachtung.

GA: Was drücken Sie mit Ihrem spezifischen Stil aus?

Alsmann: Dass ich nicht jeder Sau, die durchs Dorf gejagt wird, nachrenne.

GA: Immerhin sind Sie damit 2004 Krawattenmann des Jahres geworden...

Alsmann: Ein Titel, den ich seit Kindertagen haben wollte.

GA: Sie legen, gerade beim Moderieren, Wert auf korrektes Deutsch. Ihre Kollegen könnten sich ein Beispiel daran nehmen...

Alsmann: Es gibt die Seuche, dass man heutzutage keinen richtigen Nebensatz zustande bringt. Nach "weil" müsste eigentlich ein Nebensatz kommen. Es kommt aber ein Hauptsatz. Ich will nicht sagen, dass mir das immer gelingt. Bei der hohen Spruchfrequenz, die ich während einer Sendung "Zimmer frei" raushauen muss, gibt's natürlich Fehler.

GA: Mal ehrlich: Schämen Sie sich für Dinge, die sie jemals in Ihrem Leben gemacht haben?

Alsmann: Aber natürlich. Aber ich versuche, sie für mich zu behalten, weil sie gottseidank nicht viel Wirbel gemacht haben. Kleine Sünden konnte man teilweise sogar im Fernsehen sehen. Zum Beispiel Anzüge zu tragen, die wirklich doof aussahen.

Zur PersonGötz Alsmann wurde am 12. Juli 1957 in Münster geboren, studierte dort Musikwissenschaft und promovierte zum Dr. phil. Später gründete er mehrere Bands, moderiert (bis heute) Musiksendungen im Radio. Seit 1986 ist er im Fernsehen zu sehen. Populär wurde er durch "Zimmer frei". Seine Frisur und seinen Kleidungsstil soll er Filmstars des 20. Jahrhundert abgeguckt haben. Er ist verheiratet, hat einen Sohn und lebt in Münster.

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