Neue Schwimmbad-Regelung Oben-ohne-Baden ab April

Düsseldorf · Frauen müssen in Köln bald nicht mehr ihre Brüste beim Schwimmen bedecken. Man reagiere auf eine „gesellschaftliche Entwicklung“, heißt es.

Foto: Kerstin Kokoska / imago

In Kölner Schwimmbädern dürfen Frauen ab dem 1. April ohne Oberteil baden. „Künftig muss man in unseren Bädern nur noch die primären Geschlechtsteile angemessen bedecken“, erklärt Franziska Graalmann, Sprecherin der Kölnbäder, am Mittwoch auf Nachfrage unserer Redaktion. Die Regelung soll in den 13 Schwimmbädern der Stadt Köln gleichermaßen gelten. Bisher mussten Frauen ihre Brust bedecken, wenn sie sich im Wasserbecken befinden. Lediglich beim Sonnen auf den Freibad-Liegewiesen durfte das Oberteil abgelegt werden. „Man darf aber natürlich auch weiterhin im Badeanzug, im Zweiteiler oder im Burkini zu uns kommen“, sagt Graalmann.

Dass die Kölnbäder GmbH ihre Haus- und Badeordnung ändert und das Schwimmen oben ohne für alle Personen ab kommendem Monat gleichermaßen erlaubt, sei auf eine „gesellschaftliche Entwicklung“ zurückzuführen, die sich bereits seit einiger Zeit abzeichnen würde: „Das Thema ist ja schon seit letztem Sommer da und wird auf den unterschiedlichen Ebenen diskutiert“, sagt die Pressesprecherin. In einigen deutschen Städten dürfen weibliche Badegäste bereits seit dem vergangenen Jahr das Oberteil beim Schwimmen weglassen – etwa in Göttingen und Siegen.

Aktivistin musste Bad verlassen

Angestoßen wurde die Debatte im Sommer 2021, als eine Frau wegen ihres nackten Oberkörpers eines Wasserspielplatzes in Berlin verwiesen wurde. Aus Sicht der zuständigen Ombudsstelle stellte dies eine Diskriminierung dar. Auf ihre Empfehlung ergänzte der Wasserspielplatz seine Nutzungsordnung.

Im Dezember vergangenen Jahres hatte ein weiterer Vorfall in Berlin bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Damals musste die Aktivistin Lotte Mies ein Hallenbad in Berlin-Kaulsdorf verlassen, weil sie ihre Brüste nicht bedeckte. Die 33-Jährige legte daraufhin ebenfalls Beschwerde ein. Erst in der vergangenen Woche stellten die Berliner Bäderbetriebe nun klar, dass das Oben-ohne-Baden für Frauen nicht mehr zum Problem werden sollte. Grundsätzlich verboten war es ohnehin nicht. Die Badeordnung sei aber im Zweifel so ausgelegt worden, dass die Bezeichnung „handelsübliche Badebekleidung“ bedeckte weibliche Brüste bedeutete.

Dass sich die Berliner Aktivistin erfolgreich für dieses Thema einsetzte, wird aber nicht nur positiv bewertet. So berichtet Mies der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch, dass sie seit dem Vorfall im Dezember auch immer wieder angefeindet und bedroht würde. „Manche wünschen mir, dass ich vergewaltigt werde“, sagt die Berlinerin. Dennoch plane sie, sich weiter für die Rechte von Frauen einzusetzen. „Wenn es wärmer wird, wollen wir Aktionen wie etwa Picknicks und Wanderausflüge oben ohne starten“, sagt die Aktivistin, die sich in der Initiative „Gleiche Brust für alle“ engagiert.

Stadt Bonn in Gesprächen

Solche Beschwerden wie in den Bädern in Berlin hatte es in Köln vorher nicht gegeben. „Es ist mir zumindest nicht bekannt, dass konkrete Auseinandersetzungen oder Nachfragen provoziert wurden“, berichtet Graalmann. Das Thema sei aber dennoch intensiv diskutiert worden, so die Sprecherin der Kölnbäder.

Die Entscheidung aus der Domstadt könnte nun auch weitere Städte in NRW dazu bewegen, nachzuziehen und die Regelung zu ändern. So heißt es beispielsweise aus der Pressestelle der Stadt Bonn, dass man sich aktuell in Gesprächen über die Haus- und Badeordnung in den städtischen Schwimmbädern befindet. Genauere Informationen gebe es jedoch momentan noch nicht, sagte eine Sprecherin der Stadt am Mittwoch auf Nachfrage.

(dni mit dpa)
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