Fast täglich Konzerte 23. Sommerfestival in der Rheinaue startet heute

BONN · Rock, Pop, Jazz und Chanson: Am 8. Juli startet das Sommerfestival im Parkrestaurant Rheinaue. Auf dem Programm stehen rund 60 Konzerte bis Ende August. Gespielt wird fast täglich. Der Eintritt ist frei

Musik bewegt die Massen, vor allem in Bonn. Die Festivals Over The Border und Jazzfest Bonn haben im Frühjahr beste Ergebnisse verzeichnet, der gerade gestartete KunstRasen rechnet in dieser Saison mit einem Rekord von mehr als 65 000 Besuchern. Das Sommerfestival im Parkrestaurant Rheinaue hat im vergangenen Jahr mit 57 000 seine bisherige Bestmarke erreicht. Am Montag startet die Reihe in ihre 23. Saison, noch fünf Jahre älter ist das kleine Partnerfestival Jazz im Biergarten, das bereits im Mai Fahrt aufgenommen hat. Die Veranstalter führen Buch: Im Juli 2018 feierte das Freizeitlokal nach all den Jahren sein 1000. Konzert.

Alles geht seinen gewohnten Gang. Bis zum 30. August erleben die Bonner Musikfreunde in ihrem Central Park fast täglich eine Musikshow, und das bei freiem Eintritt. Das Projekt läuft auf Autopilot, möchte man meinen. Doch Dirk Dötsch, Gastgeber in der Rheinaue, will sich mit diesem Begriff nicht anfreunden.

„Autopilot nein, Routine ja“, sagt er. Dötsch und sein Künstlerischer Leiter Walter Schnabel wollen sich keine Nachlässigkeiten erlauben. Die 63 Konzerte in dieser Saison sind akribisch geplant. Und wenn der letzte Ton erklungen ist, trifft man sich zur Nachbesprechung, legt das Zeitfenster fürs nächste Jahr fest und mischt einige Karten neu.

Klar, das Publikum steht auf Tribute-Bands, die das Repertoire ihrer Idole covern. Eros TC und Sticky Fingers etwa. Damit es jedoch nicht permanent zum Aufmarsch altbekannter Gesichter kommt, dritteln Dötsch und Schnabel ihre Künstlerschar: Der erste Teil besteht aus komplett neuen Künstlern, der zweite aus Wiederholungstätern vom Vorjahr, der dritte aus Bands, die ein Jahr und länger pausiert haben.

Es gibt Ausnahmen: „Wir spielen jetzt im 23. Jahr mit“, jubelt Rolf Siebenhaar, Sänger von Handmade. Die Bonner Band, die Beatles, Stones und Bee Gees covert, ist abonniert auf das große Finale, dieses Mal am 30. August. „2018 hatten wir locker 2500 Zuschauer“, sagt Siebenhaar. Gut 800 Menschen fasst der Biergarten, der Rest sind Zaungäste, die sich auf der Wiese ausbreiten. Der Park, das ist die große Freiheit am Feierabend. Die Seele baumeln lassen. Freunde treffen, Chefs vergessen. „Obladi oblada“ mitsingen.

Peter Hoffmann wird sich wundern. Er spielt Bass in der Münchener Band Deezl, die ohne Bärte anreist und trotzdem ZZ Top covert. Ein Bekannter aus dem Rheinland hatte ihm von diesem Bonner Festival erzählt. „Wir haben uns beworben und sind eingeladen worden“, sagt Hoffmann und freut sich auf die Premiere am Rhein.

Alle schwärmen von diesem Platz. Der Bonner Christian Meringolo (32) ist zum vierten Mal am Start. 100 Konzerte spielt er bundesweit im Jahr, die Rheinnähe und der Blick aufs Siebengebirge weckt Heimatgefühle. Meringolo ist in Muffendorf aufgewachsen und definiert sich als Botschafter italienischer Musikkultur. „Die Konzerte in der Rheinau sind super gut besucht und bewahren trotzdem ihren Biergarten-Charme“, sagt der Sänger, der Paolo Conte, Eros Ramazzotti und Zucchero auf eine eigene Weise interpretiert.

Zurzeit arbeitet Meringolo an einem Arrangement von Zuccheros Hammer-Hit „Senza Una Donna“, den er noch nie live gesungen hat. Vielleicht sollte man ihn beim Konzert am 13. August diskret dazu auffordern, genau das zu tun. Und schon mal üben für den Publikumschor: „… no more pain and no sorrow …“

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