Die Band New Model Army im Interview Alle Jahre wieder ein Konzert in Köln

Bonn · New Model Army gastiert, wie jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit, im Palladium Köln. Auch dieses Mal bringt die britische Band interessante Gäste mit.

 Konzert in Köln: New Model Army mit Sänger Justin Sullivan (2. von links)

Konzert in Köln: New Model Army mit Sänger Justin Sullivan (2. von links)

Foto: Image by trust a fox www.trustaf

GA: Mr. Sullivan, der neue Song „Burn The Castle“ klingt wie eine wütende Reaktion auf den Brexit. Wann haben Sie das Stück geschrieben?

Justin Sullivan: Lange vor dem Brexit. Aber seine Aussage ist trotzdem brandaktuell: Fuck it! Jetzt ist der Geist aus der Flasche. 40 Jahre lang haben die Neokonservativen es zugelassen, dass die Superreichen noch reicher wurden mit dem Versprechen, dass wir alle davon profitieren. Das Experiment geriet aber für viele zum Desaster.

GA: Ist die Gegenwart vergleichbar mit der Thatcher-Ära, in der Sie New Model Army gründeten?

Sullivan: Nein, die Gegenwart ist viel gefährlicher. Mit dieser Zukunftsangst beschäftigt sich der Song „Winter“. Ein düsterer Song, der in seiner Erhabenheit schon wieder wunderschön ist. Unsere Musik zeichnet sich aus durch eine gewisse Trostlosigkeit, aber durch die grauen Wolken scheint immer auch ein bisschen die Sonne.

GA: New Model Army existiert seit 36 Jahren. In welchem Stadium Ihrer Karriere befinden Sie sich gerade?

Sullivan: (lacht) Welche Karriere? In diesen Termini denke ich nicht. Es ist ein Leben in Musik. Wo wir sind? In einer ziemlich guten Position, finde ich. Wir können tun, was wir wollen.

GA: Was heißt das konkret?

Sullivan: Als ich das letzte Mal in meinen Kühlschrank geschaut habe, war da etwas zu Essen drin. Es ist eine Reise. Mir egal, wo sie uns hinführt. Wir sind irgendwo zwischen A und B. Ich wollte nie bei A stehen bleiben und nie bei B ankommen. Ich bin glücklich, unterwegs zu sein.

GA: Wie erlangt man als Musiker echte Freiheit?

Sullivan: In den frühen 90ern wurde uns öfters gesagt, wir würden einmal ganz groß rauskommen. Das ist aber nicht geschehen. Was lief falsch? Nichts!

GA: Sie meinen das offenbar positiv, oder?

Sullivan: Ja, alles lief richtig, weil wir nie stecken geblieben sind. Auf uns kann man sich nicht verlassen. Wer immer wieder dieselben Songs hören will, ist bei uns an der falschen Adresse. Die Musikindustrie hat uns deshalb den Rücken gekehrt – und so wurden wir wirklich frei. Aber es gibt immer noch genug Leute, die uns folgen. Neil Young sagte einmal: „Indem du immer nur deinen eigenen Weg gehst, lernen die Leute am Ende, dir zu vertrauen“.

Info: New Model Army & Gäste, Köln, Palladium, Sa 17. Dezember, 19 Uhr, www.bonnticket.de

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