Highlight im Arp Museum Alles Dada, oder was?

Rolandseck · Das Arp Museum in Rolandseck feiert den Dadaismus mit einem spannenden Themenjahr, zeigt außerdem die Grande Dame der britischen Bildhauerei Barbara Hepworth und Werke von Henry Moore.

 Giorgio de Chiricos " The Evil Genius of a King" (1914-15) kommt aus dem MoMA.

Giorgio de Chiricos " The Evil Genius of a King" (1914-15) kommt aus dem MoMA.

Foto: Arp-Museum

Man nehme „modernste Malerei, Negerplastik, Alte Kunst und Kinderzeichnungen“, außerdem „neue Musik, Literatur und expressionistische Tänze“, dazu „Puppentheater, Tombola, Sybillinisches Kabinett“. Das sind die Zutaten zu einer der einflussreichsten Bewegungen der Kunst, die wilde, kreative Dada-Zeit, nachzulesen auf einer Einladung der Zürcher „Galerie Dada“. Am 5. Februar 1916 gründete Hugo Ball mit seiner Freundin Emmy Hennings in Zürich in der Spiegelgasse 1, unweit von Lenins Exilwohnung, das „Cabaret Voltaire“, Dadas Keimzelle. Hans Arp zählte zu den frühen Dadaisten. Ehrensache für Oliver Kornhoff also, sich mit seinem Arp Museum Bahnhof Rolandseck an die Spitze des bundesweiten Jubiläums „100 Jahre Dada“ zu setzen.

Das Museum in Remagen eröffnet nicht nur das deutsche Dada-Jahr mit „Genese Dada“ und dem Fest „AufDADAtakt“ am Sonntag, 14. Februar. Kornhoff hat 2016 auch unter das Motto Dada gestellt. Die Start-Schau sei einerseits der Versuch, die Dynamik und Besonderheit der Bewegung spürbar zu machen, andererseits zu dokumentieren, wie konventionell und gar nicht avantgardistisch die Anfänge in Zürich waren, erläuterte der Arp-Direktor gestern in Rolandseck. „Uns geht es um die Entmythisierung“, erklärte er, man wolle aber auch die Irritation spiegeln, die Zeit „am Nullpunkt im kriegszerstörten Europa“. Die Schau werde „die zwei Zentrifugen, zwei Turbinen“ der Dada-Bewegung präsentieren, die lärmige Künstlerkneipe „Cabaret Voltaire“, in der gesungen, getanzt und gedichtet wurde, wo aber auch ein Bild von August Macke hing, und die bürgerliche „Galerie Dada“, in der man Werke von Giorgio de Chirico, Pablo Picasso, Paul Klee und Hilla von Rebay bewundern konnte.

Etliche dieser Bilder werden im Arp Museum zu sehen sein. Das Guggenheim und MoMA in New York sowie das Kunsthaus Zürich und Kolumba in Köln sind prominente Leihgeber dieser vielversprechenden Schau. Kornhoff wertet das zu Recht als Ritterschlag für das junge Haus, das mit 66 000 Besuchern im Jahr 2015 unter den Top-50 der deutschen Kunstmuseen rangiert.

Arp Museum Programm
7 Bilder

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Hauspatron Hans Arp ist bei „Genese Dada“ selbstverständlich auch dabei, bekommt aber ab Ende Juli auch eine eigene Sammlungspräsentation mit Arbeiten, die sich dem Jahresmotto widmen. Dass diese Bewegung großen Einfluss hatte – Spielarten des Surrealismus, Performance und Happening, Fluxus und Zero sind ohne Dada nicht denkbar –, werden weitere Ausstellungen im Arp Museum zeigen.

So lässt die Schau „Seepferdchen und Flugfische“ Stipendiaten von Schloss Balmoral auf Dadas Spuren wandeln, ebenso klopfen die Teilnehmer des 19. Jugendkunstpreises aus Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis, dem Kreis Ahrweiler und dem Rhein-Erft-Kreis, die Kunstbewegung von Arp & Co. auf ihre Zukunftsfähigkeit ab. Der „entgrenzte“ Kunstbegriff der Dadaisten erfährt in der Ausstellung „Andere Wirklichkeiten“ mit Werken von Künstlern aus „Lebenshilfe“-Ateliers seine Entsprechung. Der performative Charakter der Dada-Kunst wiederum wird in der Doppelausstellung „Bühnenreif“ zum Thema: Der „erste Akt“ widmet sich ausgehend von der „Geburtshöhle“ der Dadaisten im „Cabaret Voltaire“ der Bühne als Aktionsraum; „Akt zwei“ wird mit den Schätzen der Kunstkammer Rau das Bühnenthema anhand von Bildern vom Mittelalter bis in die Moderne spiegeln. Mysterientheater und Starkult, Komödie und derbes Volksschauspiel – alles dabei.

2016 ist in Rolandseck nicht nur Dada-Jahr. Dafür sorgt die Grande Dame der britischen Bildhauerei, Barbara Hepworth. Ihr ist eine opulente Werkschau der Tate Britain gewidmet, die gerade im Kröller-Müller-Museum, Otterlo, gastiert und Ende Mai nach Rolandseck kommt. Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp kannten die 1975 gestorbene Britin, sie schätzte Arps Skulpturen. Ein Besuch bei Freunden, sozusagen. Rund hundert ihrer organischen, fließenden Werke werden neben Plastiken ihres Gatten Ben Nicholson und des Wegbegleiters Henry Moore im lichten Richard-Meier-Bau zu sehen sein. Eine tolle Begegnung, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

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