„Caveman“ mit Moritz Bleibtreu Aufgestapelte Geschlechterklischees

Bonn · „Caveman“ behandelt das Verhältnis von Männern und Frauen. Regisseurin Laura Lackmann verwandelt das Theaterstück in einen Film mit fadem Nachgeschmack.

Jürgen Vogel als Alex und Moritz Bleibtreu (auf der Couch) als Bobby in einer Szene von „Caveman“.

Jürgen Vogel als Alex und Moritz Bleibtreu (auf der Couch) als Bobby in einer Szene von „Caveman“.

Foto: dpa/Jürgen Olczyk

Der kleine Unterschied und seine alltäglichen Folgen für die Beziehung zwischen Frauen und Männern ist ein Dauerbrenner, der nicht nur Paartherapeutinnen, sondern auch Heerscharen von Comedians das Einkommen sichert. Unglaubliche 14 Millionen Menschen in 55 Ländern haben Rob Beckers „Caveman“ seit seiner US-Premiere 1991 gesehen. Mit komödiantischer Akribie türmt das Bühnenstück die Geschlechterklischees aufeinander, um sie mit großen Wiedererkennungswerten für das Publikum hemmungslos zu überhöhen. Als Fundament dient die These, dass das Unverständnis zwischen Männern und Frauen bereits in der Urzeit angelegt wurde, als die Herren der Schöpfung noch als Jäger in den Wald zogen, während die Damen als Sammlerinnen ihren Beitrag zur Ernährung leisteten.

Nun bricht Drehbuchautorin und Regisseurin Laura Lackmann („Mängelexemplar“) die Statik des Ein-Mann-Stückes auf, um es in einen Ensemblefilm zu verwandeln. Die Rahmenhandlung bleibt der Bühne verpflichtet: Der unglückliche Autoverkäufer Bobby (Moritz Bleibtreu) versucht sich mit einer Zweitkarriere als Comedian, aber ausgerechnet am Premierenabend macht Ehefrau Claudia (Laura Tonke) mit ihm Schluss.

Auf der Bühne beginnt Bobby nun seine Beziehung aufzuarbeiten. In den Rückblenden geht es zu den Anfängen der Liebe, wo noch gemeinsam über die glückliche Geschlechtsneutralität von Seepocken philosophiert wird. Vom Gefühl der Seelenverwandtschaft bleibt einige Jahre später in der verheirateten Reihenhausexistenz kaum noch etwas übrig. Das liegt, wie Bobby aus einem Frauenmagazin erfährt, an der Angleichung der Hormonspiegel während der Verliebtheitsphase, die dann wieder auf ihr jeweiliges geschlechtsspezifisches Niveau absinken.

Frühzeitliche Erklärungsmuster

Solche wissenschaftlichen Erkenntnisse sind für den Mann, der vergeblich versucht seine Frau zu verstehen, genauso tröstlich wie das frühzeitliche Erklärungsmuster von Jägern und Sammlern. Wie die Theatervorlage spart auch die Filmadaption nicht an Klischees. Männer reden weniger, stieren nach einem schlechten Tag auf den Fernseher, interessieren sich nicht für Mode und laufen tagelang mit einem bekleckerten Sweatshirt durch die Gegend. Frauen hingegen haben ein unstillbares Kommunikationsbedürfnis, verständnisvolle Freundinnen, begehbare Kleiderschränke und eine ausschweifende Schuhsammlung.

Das, was hier an abgegriffenen Stereotypen übereinander gestapelt wird, hat man schon in vielen, entbehrlichen Beziehungskomödien gesehen. Vielleicht liegt der etwas miefige Geruch an der Herkunft des Originals, die mittlerweile fast ein Vierteljahrhundert zurückliegt. Mag sein, dass sich seitdem an dem grundsätzlichen Unverständnis zwischen Männern und Frauen wenig geändert hat, aber die Art der Missverständnisse dürften andere sein. Immerhin hat die Me-Too-Debatte die Gewichte im Geschlechterkampf deutlich verschoben, wächst eine neue Generation mit neuen Gender-Debatten heran, die nach einer anderen Aufarbeitung auch im Comedy-Format verlangen.

Davon ist in „Caveman“ nichts zu spüren. Auch wenn Laura Lackmann die Pointen über die Geschlechterdynamik ein wenig paritätischer verteilt und in der Zielgeraden zum Happy End auch einmal die Mann-Frau-Brille absetzt, bleibt der abgestandene Nachgeschmack.

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