Spielzeit 2017/2018 am Bonner Theater Auftakt mit Othmar Schoecks Oper "Penthesilea"

Bonn · Bonns Generalintendant Bernhard Helmich stellt die neue Opernsaison vor. An seiner Seite erstmals der neue Generalmusikdirektor Dirk Kaftan. Und Nicola Bramkamp präsentiert ihre letzte Schauspielsaison

Den Begriff „Luxus“ verwendet man in Theaterkreisen derzeit eher vorsichtig. Dass Bonns Generalintendant Bernhard Helmich bei der Vorstellung des neuen Spielplans von Oper und Schauspiel dennoch darauf verfiel, hatte einen besonderen Grund. Denn in der kommenden Saison können sie an der Oper, was Dirigenten angeht, aus dem Vollen schöpfen: Mit Dirk Kaftan gibt der neue Generalmusikdirektor seinen Einstand, der Kanadier Jacques Lacombe weiterhin – wenn auch nur für ein Jahr – Chefdirigent an der Oper, hinzu kommen Will Humburg als erster Gastdirigent sowie Stephan Zilias als Erster Kapellmeister. „Eine Luxussituation“, sagte Helmich.

Der Intendant zeigte zudem sehr glücklich darüber, dass Kaftan der Typ Generalmusikdirektor sei, der aktiv am Spielplan mitarbeite. „Das ist nicht selbstverständlich“, sagte er. Und so ist Kaftans Handschrift schon bei der ersten Opernpremiere der Spielzeit 2017/2018 zu begutachten, wenn der zurzeit noch in Graz wirkende Dirigent Othmar Schoecks „Penthesilea“ nach Heinrich von Kleists Amazonen-Drama eine echte Rarität dirigieren wird. Die Inszenierung in dieser Koproduktion mit dem Landestheater der österreichischen Stadt Linz übernimmt Regielegende Peter Konwitschny. „Mit ihm habe ich schon mehrfach zusammengearbeitet“, berichtete Kaftan.

Komplett eingebunden sei Kaftan bei der Planung freilich noch nicht gewesen. „Sie wissen ja, dass die Oper eine lange Vorlaufzeit benötigt“, meinte Helmich im Foyer des Hauses. Die zweite Premiere am 5. November ist so ein Fall. Denn Carlos Wagners Inszenierung von Georges Bizets Oper „Carmen“ ist als Übernahme eine Koproduktion mit der Düsseldorf/Duisburger Rheinoper Übernahme. Im Gegenzug spielen sie dort die Bonner „Traviata“. Die Titelpartie übernehmen alternierend Niina Keitel und Dshamilja Kaiser, die mit Kaftan fest von Graz nach Bonn wechselt. Es dirigiert Jacques Lacombe.

Das Format der Familienoper wird mit James Reynoldsneuer Oper „Geisterritter“ weiterverfolgt. „Es ist die erste Oper nach einem Roman von Cornelia Funke“, sagte Helmich über das gemeinsame Projekt Junge Oper Rhein-Ruhr, das von den Häusern in Dortmund, Düsseldorf/Duisburg und Bonn getragen wird. Uraufführung ist unter der Regie von Erik Petersen und mit aufwendigen Videoinstallationen des bewährten Teams „fettFilm“ sowie Stefan Zilias am Pult des Beethoven Orchesters am 3. Dezember. die Produktionen der Jungen Oper Rhein/Ruhr sind bewusst auf die große Bühne und auf ein großes Orchester zugeschnitten, damit Oper für den Nachwuchs zu einem ganz besonderen Erlebnis wird.

Als konzertante Produktion, mit der an der Oper traditionell das neue Jahr begrüßt wird, warten die beiden Einakter „Gianni Schicchi“ und „Il Tabarro“ aus Giacomo Puccinis „Il Trittico“ auf ihre Zuhörer. Jacques Lacombe dirigiert am 1. Januar 2018 die Premiere.

Mit Mozart hat Dirk Kaftan seinen zweiten Auftritt im Bonner Opernhaus. „Le Nozze di Figaro“ steht ab dem 28. Januar 2018 auf dem Spielplan, Aron Stiehl ist der Regisseur. Kaftan wies in darauf hin, dass Mozart hier einen Stoff gewählt habe, der von der Zensur verboten worden war. Dies politische Haltung rücke ihn schon in die Nähe eines Beethoven.

Mit „Echnaton“ kommt am 11. März 2018 nach längerer Pause wieder einmal eine Oper der amerikanischen Minimalisten Philip Glass auf den Spielplan. Das Werk in „deutscher, ägyptischer, akkadischer und aramäischer Sprache“ wird von Stephan Zilias im Orchestergraben und von „Benvenuto Cellini“-Regisseurin Laura Scozzi szenisch betreut. Die Beschäftigung mit Verdis Frühwerk findet mit „I Due Foscari“ am 6. Mai 2018 ihre Fortsetzung. Regie führt Philipp Kochheim, am Pult – wie immer in dieser Reihe – Will Humburg.

Der Name Hermann Wolfgang von Waltershausen ist heute nicht mehr sehr bekannt. In der Bonner Oper wollen sie ihm der Vergessenheit entreißen, indem seine 1912 uraufgeführte und damals von zahllosen Häusern weltweit nachgespielte Musiktragödie „Oberst Chabert“ ab dem 17. Juni in einer Inszenierung von Robert Schwab dem Publikum vorgestellt wird. Chefdirigent Jacques Lacombe kennt das vergessene Werk bereits: Er hat es in Berlin dirigiert und als CD eingespielt.

Zwei Dinge hätten sich in den vergangenen Jahren bewährt, meinte Helmich, „die Spielzeit mit einem Musical zu beginnen und dies in Zusammenarbeit mit der Dortmunder Oper“. Ab dem 21. September ist Pia Douwes als Norma Desmond in Andrew Lloyd Webbers „Sunset Boulevard“ zu erleben. Regie führt Gil Mehmert, es dirigiert Stephan Zilias.

Dass bei den Abonnements in der aktuellen Saison eine leichte Tendenz nach oben zu verzeichnen ist, wertete Helmich als ein positives Signal.

Neu in der kommenden Spielzeit wird das bislang als „Sparte 4“ bezeichnete Familienprogramm in der kommenden Saison aufgestellt werden. „Wir werden mehr Initiativen anbieten und enger mit dem Beethoven Orchester zusammenarbeiten“, versprach Helmich. Vorgestellt wird das Programm im September.

Alles Opernvorstellungen sind ab diesen Samstag für Abonnenten buchbar und ab dem 20. Mai im freien Verkauf. Unter anderem an der Theaterkasse und bei Bonnticket.

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