Eröffnungskonzert beim Beethovenfest Aus Tausendundeiner Nacht

Bonn · Valery Gergiev und das Mariinsky Orchester aus Sankt Petersburg eröffnen das Bonner Beethovenfest im WCCB mit Stücken von Beethoven, Rimsky-Korsakov und Wagner

Valery Gergiev dirigiert das Mariinsky Orchester beim Eröffnungskonzert des Beethovenfests. FOTO: FROMMANN

Valery Gergiev dirigiert das Mariinsky Orchester beim Eröffnungskonzert des Beethovenfests. FOTO: FROMMANN

Foto: Barbara Frommann

Die „Ferne Geliebte“ hat Intendantin Nike Wagner als tragendes Thema des diesjährigen Beethovenfests ausgerufen. Beim Eröffnungskonzert im ausverkauften Konzertsaal des World Conference Center Bonn (WCCB) gab es am Freitagabend, bevor Beethovens Liederzyklus an diesem Wochenende selbst erklingt, jedoch erst einmal ein paar orchestrale Variationen über die romantische Liebesthematik. Das Orchester des Mariinski-Theaters aus Sankt Petersburg begann das Konzert unter der Leitung seines Chefs Valery Gergiev mit den sehnsuchtsvollen Klängen des Vorspiels zu Richard Wagners Oper „Lohengrin“, und beendete es mit Nikolai Rimsky-Korsakovs Tondichtung „Scheherazade“.

Dazwischen platzierte man in Abänderung der Programmfolge Beethovens vierte Sinfonie. Gergiev und sein Orchester präsentierten das Werk in großer Besetzung, streichersatt und klangschön. Beethovens Sinfonie bewegt sich im Vergleich zu den sie umrahmenden Werken auf emotional neutralerem Boden. Seine Vierte ist unbeschwert und heiter. Im langsamen Satz freilich ließ Gergiev auch Abgründe erahnen. Das Scherzo kam hübsch gediegen daher und das Finale flink und elegant in Streichern und selbst im Fagott.

Das Schwert des Todes

Die inhaltliche Klammer des Abends aber bildeten „Lohengrin“ und „Scheherazade“. Während Lohengrin seine geliebte Elsa am Ende der Oper zurücklassen muss und in die Ferne entschwindet, schwebt in den orientalischen Erzählungen aus „Tausendundeiner Nacht“ über der jungen Scheherazade das Schwert des Todes: Ihr Mann, der Sultan, hatte geschworen, jede seiner Frauen nach der ersten Nacht töten zu lassen, sie aber rettet ihr Leben, indem sie ihm Geschichte um Geschichte erzählt. Die beiden verbindet eine Beziehung, die mit Beethovens „ferner Geliebten“ freilich nicht viel gemein hat.

Klar, dass die markant dargebotenen Blechbläsersignale des Anfangs für den mächtigen Sultan stehen, die vom Konzertmeister mit viel Herz und Hingabe gespielte Solovioline für Scheherazade selbst. Dass Rimsky-Korsakov ein brillanter Meister des Orchesterklangs war, machte das brillante Spiel der Sankt Petersburger sehr deutlich. Im Zusammenklang ebenso wie in den wunderbaren Soli von Fagott oder Klarinette. Es war ein Bad in Orchesterfarben.

In dem „Lohengrin“-Vorspiel zuvor hatten sie bereits mit den sphärischen Klängen der geteilten Streicher eine wunderbare Klangkultur demonstriert, die sich im weiteren Verlauf der Ouvertüre auch in den anderen Instrumenten fortsetzte. Die sehnsüchtige At-mosphäre dieser getragenen Musik entfaltete sich im Konzertsaal des WCCB, den das Beethovenfest als Ersatzspielstätte für die wegen der noch andauernden Sanierung geschlossene Beethovenhalle nutzt, erstaunlich gut.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hatte in seiner Begrüßungsansprache Gergiev ausdrücklich gegrüßt. Seine Musik würde Brücken bauen. Das sahen einige wenige Demonstranten vor der Tür anders, die wegen seiner Nähe zu Russlands Präsident Putin gegen die Teilnahme protestierten. Im Saal jedoch war die Begeisterung einhellig. Großer Applaus und eine Zugabe aus Strawinskis „Feuervogel“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Held ohne Heldenpose
“One Life“ mit Anthony Hopkins Held ohne Heldenpose
Zum Thema
Aus dem Ressort